Mongolei - Deutschland per Mopped

Veranstaltungen, an denen BIGler und Freunde teilnehmen oder gemeinsame Unternehmungen.
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Silke
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Mongolei - Deutschland per Mopped

Beitrag von Silke »

Ich hatte in nem anderen thread schon 2 Fotos gepostet und heute früh versprochen, mehr zu berichten. Leider ist das Internet hier völlig bescheiden, sodaß Ihr Euch die Fotos in nem Album - link anschauen müßtet.
Ich fahre eine von zwei Teneres, die für den Veranstalter OVERCROSS ABENTEUERREISEN nach Deutschland überführt werden. Diese Reise gibt es (mit kürzeren Etappen und weniger anspruchsvoller Streckenführung) als Reise mit eigenem Motorrad in umgekehrter Richtung zu buchen. "Transkontinental". Wir zahlen nix, wir fahren nur. Hier mein erster Bericht;

Nach über 2000km in der Mongolei sind wir nun wieder in einer Kleinstadt mit Strom und Internet und es ist Zeit, Euch von den wahnsinnig vielen Erlebnissen der letzten 7 Tage zu erzählen.

Tag 1:
Da steht sie nun, die Tenere, das Eisenschwein. Was haben sich die Japaner bloß dabei gedacht, als sie das Erbe der legendären Tenere so verbaut haben? Allein ohne Gepäck wiegt sie bei weniger Leistung weniger als meine BMW zu Hause, mit Alukoffern voll Essen, Wasser und Gepäck und mit meiner Ortliebrolle voll Campingausrüstung wiegt sie vollgetankt etwa das fünffache meines eigenen Gewichts. Und damit soll ich nun 2000km offroad durch die Mongolei? Die Reifen waren noch nie wirklich geländetauglich und haben hinten fast gar kein Profil mehr. Die Kette ist schon hinüber, als sie aus der Pappschachtel kommt – da wurde uns absoluter Billigschrott von Deutschland geschickt! Dazu hat sie noch Alukoffer dran, die ich längst abgeschafft habe. Die Dinger sind nie wirklich dicht, brechen einem beim Sturz die Knochen, sind nicht zu schweißen und ewig sperrig und breit. Ich bin plötzlich sehr skeptisch, ob ich mit dem Schlachtschiff klar komme! Aber ich denke an den Spruch, den mir mal jemand gesagt hat: „Kannste eine fahren, kannste alle fahren!“ Also fahre ich und manövriere das Schlachtschiff durch Ulaan Bators Stadtverkehr und bin überrascht, wie gut das geht. Auf den ersten 80km außerhalb der Stadt zirkelt sie sich auch ganz wendig um die Schlaglöcher herum. Werden wir doch noch Freunde? Als wir die Teerstraße verlassen, zeigt sich, was in dem Plastikhaufen steckt: kein schlechter Geradeauslauf, aber ein mit dem Gepäck und unserem Fahrtempo überfordertes und durchschlagendes Federbein, eine durchschlagende Gabel dünn wie zwei Streichhölzer. Wir genießen absolut schöne Landschaft, duftende Blumenwiesen, einsame Wiesenwege, frittierte Teigtaschen in einer kleinen Klitsche in einem Tagebau-Kaff und lassen den Teneres freien Lauf. Bis der Regen kommt und die Erdpiste in eine Schlammhölle verwandelt, auf der mit dem fehlenden Profil auf eher Straßenreifen gar nichts mehr geht. Ricos Tenere zeigt uns dabei gleich, wie schwer sie ist, wenn man sie in den Schlamm legt. Heftig! Aber wir sind zu zweit und wuchten das voll beladene Schiff auf. Der Regen ist nur kurz und wir finden einen wunderschönen Schlafplatz an einem malerischen Fluß und lassen den ersten Tag am Lagerfeuer ausklingen. In meinem Campingkram finde ich noch versteckte Landjäger. DANKE! <3
Gefahrene km: 350, davon offroad: 250

Tag 2:
Nach 30km erreichen wir eine Teerstraße. Voll getankt rollt es sich 70km entspannt dahin durch eine alpine Landschaft, die mehr an Sibirien oder die Schweiz erinnert: Nadelbäume, grüne Blümchenwiesen, Holzhäuser. Dann ist es aus mit der Entspannung. Fast 200km quälen wir uns durch von Baustellenverkehr zerbombte Landschaft, kämpfen mit fest gebackenen Spurrillen, Baustellen – LKWs, zerfurchte Wiesen – und ab und zu blasen wir über Teile der schon fertig geschotterten Trasse. Und dabei lerne ich: eine voll beladene Tenere ist keine leichte WR250F Sportenduro mit Mousse im Reifen. Der erste Platten der Tour, ein schöner „Snakebite“, weil ich zu schnell über große spitze Steine gedonnert bin. Selbst schuld! Nun heißt es, in der prallen Sonne mitten im Baustellenverkehr Reifen flicken. Leider ist die Vulkanisierflüssigkeit ausgetrocknet. Also halten wir jedes Auto an und fragen „Tent super tsavo benno?“ Nach ca. 30min Fragerei haben wir das ersehnte Tübchen und es kann weiter gehen. In einer der tausend Spurrillen fädele ich das Vorderrad falsch ein und auch meine Tenere darf zeigen, was für ein schweres Eisenschwein sie ist! Heute nerven mich auch die zu schmalen, dadurch unbequemen und kippeligen Fußrasten. Wenn man, wie ich, offroad im Stehen fährt, ist das nicht sehr angenehm auf Dauer. Aber es ist ja nicht mein Motorrad, also schaue ich dem geliehenen Gaul nicht weiter ins ungepflegte Maul :-) Wo Baustelle ist, muß auch irgendwann Asphalt kommen. Und so werden wir am Ende des Tages auf über 2000m mit 70km Asphalt für die miese Baustellenquälerei entschädigt. Unser Schlafplatz liegt am Rande eines Nadelwaldes mitten in einer Blumenwiese voll Edelweiß! Am Lagerfeuer beruhigen sich meine baustellengeplagten Nerven.
Gefahrene km: 370 davon offroad: 270

Tag 3:
Zum Frühstück bekommen wir Besuch von zwei jungen mongolischen Hirten zu Pferd. Wir dürfen (in Moppedklamotte) Probereiten auf ihren schönen Pferden. Was für eine nette Begegnung am frühen Morgen! Man sagt, die Schweiz habe der Mongolei die Asphaltstraße geschenkt, auf der wir 92 entspannte Kilometer zum Khovsgöl Nuur rollen, einem See auf über 2000m Höhe, der uns mit türkisblauem Wasser empfängt. So schön! In einem Flußbett treffen wir zwei Polen mit den selben Teneres, die sinnvoll umgebaut haben: nur ein Endtopf, verbreiterte Fußrasten etc. Erstmal Mittagsschlaf in einer Blumenwiese am See halten, dann geht's über einen kleinen Schotterpaß zu einem netten Campingplatz mit Holzdusche und Kompostklo direkt am See. Unter der warmen Dusche wasche ich mir den Staub aus den Haaren – und dem Gesicht – ich sehe bei jedem Stop aus, als hätte ich meinen Vollbart seit Tagen nicht rasiert :-) Den Nachmittag verbringe ich lesend, während Rico sich mit der Mistkette auseinander setzt. Die ist so Schrott, daß sie alle 200km nachgespannt werden muß – und wir fahren täglich mehr als das! Spätere ebay-Recherche ergibt: die Kette hat ca. 25€ gekostet und besitzt keine Gummiringe zwischen den einzelnen Gliedern. Und sowas bekommen wir in die Mongolei geschickt! In der Nacht freue ich mich über meinen dicken Daunenschlafsack.
Gefahrene km: 175

Tag 4:
Heute ist Nadaam, das große Fest in der Mongolei. Wir fahren in den nächsten Ort und mischen uns unters Volk. Es gibt Kinderbelustigung mit Luftballons und Wasserpistolen, Luftgewehrschießen für Erwachsene, eine kleine „Shoppingmeile“ mit handgearbeiteten Dingen und rundum einige Essensstände. Und in der Mitte des Nadaam Festgeländes ist der Platz für die Ringer. Vor jedem Kampf absolvieren die dickbäuchigen Männer in ultra knapper Kampfbekleidung einen „Adlertanz“, dann wird vor zwei Kampfrichtern gekämpft. Runde um Runde. Uns ist das irgendwann langweilig, also stärken wir uns an einem der Essensstände und sitzen im Schatten und beobachten die Leute. Plötzlich kommt Hektik auf: der Zieleinlauf des Pferderennens! 15-30km (je nach Klasse) wurden die Pferde und ihre Reiter (Kinder) über die Steppe gejagt, bis sie unter großer Aufregung ins Ziel laufen. Auch ich habe Herzklopfen, so spannend ist der Schlußsprint! Als wir uns zur Weiterfahrt aufraffen, kommen wir noch am Platz vorbei, wo gerade Bogen schießen stattfindet. Wir müssen in die nächste Stadt (Mörön), um Ricos Gepäckträger schweißen zu lassen. An beiden Motorrädern sind die schon zum wiederholten Mal gebrochen. Noch ein Nachteil von diesen Alukoffern, die ich schon längst bei mir abgeschafft habe... Wir suchen und finden einen Schweißer und machen uns dann auf den Weg, die „Hirschsteine“ zu finden, die uralte Grabstätten eines sibirischen Nomadenstammes markieren. Die Steine sind eine volle Enttäuschung: umzäunt von einem Bauzaun inmitten von nackter Erde. Wir sind etwas enttäuscht, werden aber mit einem super schönen Schlafplatz in der Nähe belohnt: direkt am Fluß unter Bäumen! Wir springen sofort ins Wasser und planen die Weiterfahrt später bei Vollmond am Lagerfeuer. So schön! Schöner wär's nur, wenn Jan dabei wäre!
Gefahrene km: 136, davon offroad 30

Tag 5:
Wehmütig verlassen wir unseren traumhaften Lagerplatz und starten Richtung Westen. Eine Piste jagt die nächste. Fahrspaß pur! Bei einem Stopp meint Rico, er habe „voll den positiven Pistenflash“. Und ich auch. Wir stauben nur so dahin und der Helm ist nicht groß genug, um das breite Grinsen aufzunehmen. Unterwegs treffen wir einen Viehhirten mit seinem China- Motorrad, der fachmännisch unsere Mopeten unter die Lupe nimmt. Meine Kette sei aber schlecht, stellt er sofort fest. Danke, darüber ärgern wir uns schon seit über 1000km. Aber schön, daß es einem mongolischen Hirten auch auffällt! Aber mir fällt auch was an seiner Karre auf: Lampe kaputt, Bremse ab, Gepäckträger gebrochen, Blinker zersplittert, Kotflügel gerissen. Da sind wir quitt! :-) Das GPS springt in eine andere Zeitzone. Haben wir eine Stunde gewonnen? Wir düsen weiter und unser Wasservorrat geht zur Neige. Laut GPS und Karte ist der nächste Ort nicht weit. WAR nicht weit. Es stehen nur noch Ruinen. Nix mit Trinkwasser! Also weiter, unsere Teneres schnurren fröhlich, zwei Einzylinder haben Spaß und zwei Herzen hüpfen vor Freude! So schöne Landschaft und so schöne Pisten! An einer Pisenkreuzung ist ein kleiner Laden. Dort gibt es Wasser und Milchtee – und eine Uhr, die noch die „alte“ Zeit zeigt. Wie viel Uhr es wohl wirklich ist? Wir stauben weiter – bis Ricos Vorderrad an Luft verliert und wir wieder flicken müssen. Irgendwer hat bei der Montage (in Deutschland? In Rußland?) Reifenmontierpaste großzügig auf dem Schlauch verteilt – meine Hände fühlen sich silikonisiert an und der Flicken hält auch erst im zweiten Anlauf. Wer macht denn so einen Mist? Der Ärger verfliegt, als die Teneres weiter über die Pisten fliegen. In der Ferne taucht der „Telmen Nuur“ auf, ein See, den ich bald nur noch „magischer See“ nennen würde. Wir finden eine Art „Strand“ nur für uns und beobachten, wie gerade eine Herde Pferde im See steht und trinkt. Wir springen hinterher und kühlen uns ab, es ist mittlerweile ganz schön heiß geworden! Für ein Lagerfeuer reicht es heute nicht, aber trotzdem geht ein genialer Tag zu Ende!
Gefahrene km: 334, davon offroad; 334

Tag 6:
Es ist 5:30 Uhr (oder doch erst 4:30?) und mich weckt ein Schnauben. Weil es so schön warm ist, habe ich nur mein Fliegennetz am Zelt, durch das ich eine Herde Pferde beobachte, die um unsre Zelte herum grasen. Der Vollmond geht gerade unter, die Sonne hinter dem Hügel auf und Rico und ich liegen mit Fotoapparaten bewaffnet in unseren Zeltöffnungen und staunen. Was für ein einmaliges Naturerlebnis! Die Pferde trinken noch ein bischen aus dem See und ziehen dann weiter – und wir rollen uns wieder ein und schlafen noch ein bischen. Nach dem Frühstück sieht Rico, daß an seiner Tenere der Bremssattel an der Bremsscheibe schleift. Die Teneres haben eine Doppelscheibenbremse mit unterschiedlichen Bremssätteln. Und da kann man nicht einfach 4 gleiche Bremsbeläge kaufen, da muß man schon genau schauen und für rechts etwas mehr Geld in die Hand nehmen. Das wurde offensichtlich in Deutschland versäumt, denn auch meine Tenere hat das Problem. Ich bremse wohl etwas weniger, daher habe ich noch ca. 1mm „Luft“. Rico bastelt aus einem im Kies gefundenen verrosteten Sägeblatt eine Konstruktion, mit der es vorübergehend funktioniert. Wir starten etwas später als sonst durch zunächst tolle Landschaft mit viel Fahrspaß. Bei der Mittagsrast (hausgemachte Nudeln mit Hammel) stellen wir fest: es ist das letzte Dorf für die nächsten über 200km Piste! Wir bunkern Wasser und starten in die Wüste. Die Sonne brennt wie wahnsinnig. Erst am 2. Tag hatte ich mein Winterfutter aus der Jacke getrennt, heute stehe ich in meiner GoreTex Jacke im eigenen Saft. Herr Neumann: ich kann sogar Salzränder schwitzen! :-) Die Hitze brennt mir auch aufs Hirn, ich merke, daß ich unkonzentriert fahre. Eine Kurve überrascht mich quasi aus dem Nichts. Die abgefahrenen „Straßen“Reifen haben null Seitenführung und nur mit viel Glück schaffe ich es, die schwere Fuhre vor einem Highsider zu retten – und bin schlagartig wach. Nicht lange, denn einige km später überfällt mich geradezu ein Loch. Wach bleiben! Konzentration! Keiner von uns beiden stürzt, aber wir beide kämpfen mit der Hitze. Unser Trinkwasser kann zum Tee brühen genutzt werden...
Aus dem Nichts taucht mitten in der Wüste entlang eines Sees Asphalt auf. Entspannung! Wir düsen mit 125 km/h so vor uns durch die glühende Hitze, da stürzt Rico plötzlich schwer. Highspeed Sturz aus dem Nichts! Ich sehe mich schon mongolische Krankenhäuser von Innen besichtigen, doch Rico springt unverletzt auf. Der Flicken vom Vorderreifen war wieder lose, einfach toll, diese Idee des Unbekannten mit der Reifenmontierpaste! Und noch toller: in Ricos nagelneuer Tourguide – Kombi fehlen Hüft- und Rückenprotektoren (trotz dafür vorgesehener Taschen)! Wieder mal wurde am falschen Ende gespart! Gott sei Dank ist nur die Tenere zu flicken. Der Asphalt glüht und ist vor Hitze so weich, daß während unserer Schrauberstunde meine Tenere mit ihrem Seitenständer Löcher gräbt. Ich bin wirklich gar gekocht von der Hitze und dem Schreck und wir schlagen bald unser Lager auf, das nicht gerade schön ist, aber einen schönen Blick auf den See bietet. Der Tag fing so schön an am „magischen See“ und endete so blöde! Die Nacht ist unglaublich heiß und ich schwitze im Schlaf...
Gefahrene km: 370, davon offroad: 260

Tag 7:
Ich wache auf mit dem Wunsch, morgen mal nicht Motorrad zu fahren. Die Hitze hat ein paar graue Hirnzellen zerstört, wie mir scheint. So kenne ich mich nicht! Wir starten früh, um der Hitze zu entkommen. Der Tag empfängt uns nach nur wenigen Kilometern mit sandigen Pisten, für mich eine willkommene Abwechslung nach den harten, schnellen und steinigen Pisten von gestern! Aber mit dem dicken Eimer im Sand? Sowas mache ich sonst mit meiner 250er! Interessant, wie sich der dicke Einzylinder anhört, wenn ich ihn mit dem Po auf der Gepäckrolle durch den Sand jage! Es klappt erstaunlich gut und entspannt, die Kiste geht also auch mit ungeeigneten Reifen und Kampfgewicht im Sand! Wir werden für den gestrigen landschaftlich sehr eintönigen Tag mit tollsten Panoramen, Bergpässen, Bergseen und traumhaft schönen Landschaften belohnt! Es ist ein absoluter Traum, das mit dem Motorrad erleben zu dürfen! Ich genieße jeden Kilometer, jeden Meter, den die Tenere durch diese traumhafte Gegend rollt! Es ist so schön! An einem See fragen wir die Sonnenuhr: wir sind eindeutig in einer anderen Zeitzone! Dann kommt doch noch eine allererste und allerletzte Flußdurchfahrt. Die Strömung ist so stark, daß ich kaum laufen kann. Und da mit nem voll beladenen Eisenschwein durch? Never! Rico hat dabei schon Schwierigkeiten und ist so lieb, auch meine Tenere durch zu fahren. Das Wasser in den Klamotten kühlt angenehm! In einem Dorf suchen wir etwas zu Essen und finden alles etwas komisch: die Männer sind alle betrunken und die Frauen legen sich Frottee – Handtücher über den Kopf, als wir kommen. Das Essen schmeckt nicht und im kalten Tee schwimmen weiße Flocken. Sehr merkwürdig, das Dorf! Später sehen wir in etwas Entfernung zu einer Piste eine kleine Moschee und verstehen: wir sind nicht nur in einer anderen Zeitzone, sondern auch in einer anderen Kultur gelandet! Die Frotteetücher auf dem Kopf waren wohl Kopftuch – Ersatz! Wir sind im kasachischen Teil der Mongolei, dort sind die Menschen Moslems und sprechen Kasachisch! Wir surfen fast mit unseren Teneres in weiten weichen Kurven ein Tal entlang, es macht SO Laune! Auf einem kleinen Pass bleibt Rico stehen. Wir sind beide sehr wehmütig. Bald sind wir, nach 7 Tagen reiner Natur, wieder in der Zivilisation. Hinter uns liegen 2000km mit gut 1500km offroad, wir haben mit sehr viel Spaß und vielen Erlebnissen in Rekordtempo die Mongolei von Ulaan Bator aus Richtung Westen durchquert. Noch 92km bis Rußland und Asphalt. Mir kullern Tränchen unterm Helm, eine absolut traumhafte Woche geht zu Ende. 7 Tage offroad fahren durch tollste Landschaft, 7 Tage abseits der Zivilisation Natur erleben, 7 Tage Fahrspaß. Wir wollen beide nicht die letzten 5 Kilometer bis zur Kleinstadt Ölgii fahren, aber wir haben kein Trinkwasser mehr und müssen wirklich los. Sehr wehmütig fallen wir beide in einer Gästejurte ins Bett.
Gefahrene km: 318, davon offroad: 298

Tag 8:
Wir nutzen die Infrastruktur einer Kleinstadt, um einiges zu erledigen: in der Apotheke das Erste Hilfe Paket auffüllen, Ricos Motorradklamotten flicken lassen, Mitbringsel kaufen, erfolglos nach neuen Schläuchen und ner neuen Glühbirne suchen und auf dem Markt aus Metallschrott Platten schnitzen lassen, um unsere falschen Bremsbeläge weiter nutzen zu können. Hier ist all mein gelerntes Mongolisch nutzlos, russisch bringt uns weiter. Man hält uns eh für Russen. Die Frauen tragen Kopftuch und lange Röcke, der Muhezzin ruft hinter unserer Jurte, auf dem Markt gibt es ganz andere Dinge zu kaufen und auch das Essen ist anders. Unser letzter Tag in der Mongolei war eigentlich einer in Kasachstan. Kurz vor dem Schlafen fällt Rico auf: meine Tenere hat schon wieder einen Platten. Ich hoffe, das war der letzte!

Link zum Fotoalbum:
https://www.facebook.com/media/set/?set ... b19e14235d
Seit 27.2.2018 mit zwei alten DRs auf Weltreise: https://motorradreise.blog/" onclick="window.open(this.href);return false;
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wws2000
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Re: Mongolei - Deutschland per Mopped

Beitrag von wws2000 »

Hallo Silke,
sehr schöner Reisebericht :good:
Die Bilder sind auch super :good: :good:

Ich kann euch für diese Erfahrungen nur beneiden :) :) :)
Weiterhin gute fahrt und viel Spaß :)

Gruß Werner
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Christian_72
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Re: Mongolei - Deutschland per Mopped

Beitrag von Christian_72 »

Geil. :good:
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Hein
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Re: Mongolei - Deutschland per Mopped

Beitrag von Hein »

Hallo Silke,

super Bericht und klasse Bilder :good:
Danke für die Teilhabe an deinem/eurem Abenteuer.

Gruß Hein
Grüße aus dem Münsterland, Hein 8)
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kahlgryndiger
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Re: Mongolei - Deutschland per Mopped

Beitrag von kahlgryndiger »

Sehr schön!
Und vielen Dank fürs Mitnehmen :good:
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eltorte
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Re: Mongolei - Deutschland per Mopped

Beitrag von eltorte »

Liebe Silke,
danke für Deinen Bericht, die Bilder und die Arbeit ..
Wenn Du jemanden suchst für ein Sponsoringnehmer in dieser Art mal .. Hier ! * oh ja .. !
ist aber bestimmt wie ein kleiner Lottogewinn ?!

Habs mir unterwegs im Zelt schon zu Gemüte geführt aber der Accu vom Phone hat geburnt ..
Ich les es mal in Ruhe nochmal durch, artverwandte Grüsse wenn auch nur regional :)
ciao Torte
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rainey
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Re: Mongolei - Deutschland per Mopped

Beitrag von rainey »

Ich erblasse vor Neid !!!

Danke für die Fotos und den Bericht...viel Spass noch !!!
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therion69
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Re: Mongolei - Deutschland per Mopped

Beitrag von therion69 »

Du weckst Sehnsüchte.
Bitte weiterberichten !
Greetz
Therion
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Froeschl
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Re: Mongolei - Deutschland per Mopped

Beitrag von Froeschl »

Starker Bericht! Schön zu lesen! :good:

(Weiterhin) gute Fahrt und viel Spaaaß!

:moto: :moto:
My Name ist Christian... but I'm not christian
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hcw
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Re: Mongolei - Deutschland per Mopped

Beitrag von hcw »

Danke dir :)
Zitat Aynchel: "ein sauberes Moppet ist ein Zeichen für einen kranken Geist"
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Gaertner
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Re: Mongolei - Deutschland per Mopped

Beitrag von Gaertner »

Sehr schöner Bericht.
Vielen Dank daür :roll:
und ne gute und problemlose Weiterfahrt

Grüße vom Gaertner :coool:
If it blows up before the line it's too hot. If it blows up after the line it isn't hot enough. If it blows up on the line it is just right. (Herbert James Munro)

der Gaertner wars...
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Silke
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Re: Mongolei - Deutschland per Mopped

Beitrag von Silke »

Freut mich, daß Ihr Euch mit freut! :-)
Es geht weiter Richtung Heimat:

Tag 11:
Es geht los zur Grenze. Es stürmt, was das Zeug hält. Und weil wir ja immer noch in der Mongolei sind, ist Asphalt Mangelware. Schräglage geradeaus auf Schotter fahren mit abgefahrenen Straßenenduroreifen macht mir eine Verspannung im Nacken. Immer wieder werde ich ins Kiesbett abgetrieben. Als es über einen Paß geht, erwischt mich eine Böe heftig von links und weht mir einen einheimischen China-Motorradfahrer samt Frau mit Kopftuch vors Vorderrad. Gerade noch gut gegangen! Was ein Kampf! Nach über 1500km offroad waren diese 92km die heftigsten. Der Grenzübertritt ist langwierig mit zig Stationen. Hier einen Zettel abholen, dort den Zettel abstempeln, da den Zettel wieder abgeben, einen weiteren Zettel bekommen – usw.! Und an jeder Station ratlose Gesichter: „Wer ist der Fahrer?“ Bei zwei Fahrzeugscheinen scheint das trotzdem nicht klar zu sein, denn Frauen fahren in der Mongolei kein Motorrad. In Russland auch kaum, denn am nächsten Tag höre ich von russischen XT600 Fahrern, die wir offroad treffen, ich sei ja „völlig verrückt“. Irgendwann haben wir jedenfalls alle Zettel in der richtigen Reihenfolge eingesammelt, abgestempelt und wieder abgegeben und sind in Russland. Ich konnte es Rico nicht glauben, aber nach nur 100km sind wir im Bilderbuchrussland! Keine Steppe mehr, über die der Sturm wütet, sondern das wunderschöne Altai Gebirge. Russland, wie ich es mir immer vorgestellt habe - so schön! Nadelwälder, schöne Holzhäuser, Blumenwiesen, Flüsse, alles grün! Und auch dieses Klischee stimmt: die Männer tragen Flecktarn, ihnen fehlen Zähne und sie riechen nach Alkohol. Man fährt entweder Lada oder große Protzkarre. Willkommen in Russland!
Wir treffen zwei Serben auf „500kg BMWs“, so voll beladen habe ich selten Motorräder gesehen! Was schleppen die bloß alles mit? Als wir erzählen, wir kommen aus der Mongolei, zollen sie mir Hochachtung. Der Ruf der mongolischen Pisten ist echt schlimm. Ich jedoch hatte nuuuuur Spaß dort! Aber ich hatte auch keine überladene BMW zu bewegen! :-)
Wir bewegen uns um die 2000 Höhenmeter, es ist super kalt und windig. Als es Abend wird, finden wir eine im Bau befindliche Blockhaussiedlung und beschließen, uns ein unfertiges Hüttchen für die Nacht „zu leihen“. Wir machen Lagerfeuer am See und essen geräucherten Fisch aus dem Dorfladen zu gutem dunklen Brot. Und die Mongolei liegt gerade mal 230km hinter uns! In der Nacht liegen wir in der Blockhütte, um uns tobt ein Sturm, aber die Hütte ist mit Moos zwischen den Balken gut isoliert und so schlafe ich trotz Temperaturen knapp über Null Grad schnuckelig warm durch die Sturmnacht.
Gefahrene km: 330, davon offroad: 50

Tag 12:
Der Sturm heult immer noch, wir verlegen das Frühstück in die Hütte und ziehen uns alles an Klamotten an, was das Gepäck her gibt. Heute gönnen wir uns eine schöne Offroadrunde durchs Altaigebirge, mitten durch Bilderbuchrussland. An einem Aussichtspunkt in einen Canyon herunter treffen wir die beiden XT600 Fahrer und eine Horde russischer Quadfahrer, mit denen erst mal ein Vodka getrunken werden muss. Es ist doch toll, wie uns alle eins verbindet: offroad fahren und dabei Länder entdecken. Der Spaß am Dreck und Neuem. Auf der Landkarte zeigen sie uns ihre Routen und bringen uns auf eine abenteuerliche Idee, es ihnen nach zu tun: Es gibt im Altai einen sehr großen langen See, an dem die Piste endet, an dessen anderem Ende aber eine Straße startet. Man kann zum See fahren und dort ein Boot anheuern, (ca. 70€) und damit in 8 Stunden zum anderen Ufer schippern und von dort aus weiter fahren. Das Boot fährt nicht nach Fahrplan, sondern nach Lust des Kapitäns. So eine coole Idee! Leider lässt mein russisches Visum (13 Tage nur noch!) solche zeitintensiven Abenteuer nicht zu. Jan: da müssen wir nochmal hin!
Wir essen Kohleintopf mit Rind (juchhee! Kein Hammel mehr!) und lernen bei einer Oma an einem See „Tschai altaiski“ kennen, ein leicht salziger „Tee“ aus Getreidegrütze. Sehr lecker und nahrhaft! Die Nacht verbringen wir auf dem Steilufer eines Flusses mit atemberaubenden Blick in die Tiefe.
Gefahrene km: 280, davon offroad: 110

Tag 13:
Heute wird ein langer Fahrtag, keine Zeit zum Trödeln. Doch als alles aufgerödelt ist, entdeckt Rico: er hat schon wieder einen Platten. Während er in einem Wutanfall seine Klamotten wild durch die Gegend wirft, stehe ich zum wiederholten Male vor der Frage: warum eigentlich wurden diese Motorräder mit dünnen Straßenschläuchen ausgerüstet, statt verstärkte Schläuche zu nehmen oder gar die super dicken „Elefantenhäute“? Bei einer BSE „Bleischwerenduro“, die geplant hohen Offroadanteil fahren soll, wäre das eigentlich logisch gewesen. Das hätte uns (und auch den Gästen auf der Vortour!) einiges an Ärger erspart! Wir flicken also wieder. Das wievielte Mal? Wir wissen es nicht mehr. Jeder fährt mittlerweile einen Schlauch im Vorderrad mit mindestens 2 großen Flicken.
An der Tankstelle stellt Rico fest: unsere in Ölgii auf dem Markt aus Altmetall improvisierte Bremsenreparatur funktioniert nicht, die Bremsscheibe wird heiß. Wir legen die betroffene Bremszange komplett still und binden sie mit Kabelbindern an die Gabel. Die Stimmung ist auf dem absoluten Tiefpunkt. Erst der hundertste Platten (von dem 90 vermeidbar gewesen wären mit anderem Schlauch), dann die Bremsengeschichte (wegen unpassender Bremsbeläge, die in Deutschland montiert wurden), meine Scheißkette (alle 200km spannen – das Ding besitzt weder O- noch X- Ringe!) - alles sicherheitsrelevante Dinge, an denen da geknausert wurde!
Endlich geht es dann doch los, die Landschaft weitet sich, der Altai wird weniger dramatisch und endet in einem breiten Flusstal mit viel Ausflugsverkehr. Plötzlich biegt ein Auto einfach ab. Vollbremsung. Ich fahre mir dabei meine erste Bremsplatte meines Lebens in den Hinterreifen. Weil da eh schon kein Profil mehr drauf war, sieht es respektabel aus. :-)
Beim Mittagessen stelle ich fest: mir ist langweilig. Die Landschaft europäisch, die Leute auch (wir sind aber noch weeeeeit hinter dem Ural!), das Essen dito. Und so soll es die letzten 7000km bleiben? Och neeeeee!
Wir erreichen nach über 500km Barnaul, Rico kennt dort eine Motorradwerkstatt mit Shop. Und die haben so vieles für uns: NEUE Vorderradschläuche, eine neue O-Ring Kette, gebrauchte (aber noch gute) Hinterreifen und viel Werkzeug, was wir nutzen dürfen. Wir schrauben, bis es 20 Uhr ist und die Werkstatt schließt. Bremsbeläge hatten sie keine. Die gibt’s hoffentlich in Novosibirsk passend. Da fahren wir morgen hin. Doch erst mal geht’s in die „Bike Bar“, eine Kneipe, von und für Motorradfahrer. Alles dort ist mit viel Liebe zum Detail gemacht: die Bilderrahmen sind alte Kühler, die Hocker stehen auf Felgen, die Tische hängen an Ketten, die Lampen sind Motorradscheinwerfer – richtig urig! Unser Hotelzimmer ist Luxus, so Luxus daß ich nicht verstehe, wie man die Dusche mit ihren 20 Funktionen bedient.
Gefahrene km: 530

Fotos wieder im Fotoalbum:
https://www.facebook.com/media/set/?set ... d06ea8936a
Seit 27.2.2018 mit zwei alten DRs auf Weltreise: https://motorradreise.blog/" onclick="window.open(this.href);return false;
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staubig
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Re: Mongolei - Deutschland per Mopped

Beitrag von staubig »

guten morgen..
ui, klasse.. frische frühstückslektüre.. :P
besten dank dafür..

passt auf euch auf..
gruß staubig.
..sage.was.wahr.ist..esse.was.gar.ist..trinke.was.klar.ist..sammle.was.rar.ist.und.b****.was.da.ist..
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FUNKer
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Re: Mongolei - Deutschland per Mopped

Beitrag von FUNKer »

... schließe mich (eine Stunde später als Staubi) an:
Danke für die Frühstückslektüre!

Gute Fahrt weiterhin,
Andreas
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eltorte
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Re: Mongolei - Deutschland per Mopped

Beitrag von eltorte »

the hairdresser,s colour ,, hehe ..
Man bestellt Vodka in Gramm dort, oder irre ich mich ? Bilder .. :D
Cooler Trip Silke, danke .. Aber technisch, nervig wohl ...

gesundes Weiterkommmen :moto: :hi:
Torte
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Re: Mongolei - Deutschland per Mopped

Beitrag von eltorte »

ps... diese Nackenverspannung schlepp ich auch schon 1 Monat umher. :(
nerv..
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Silke
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Mongolei - Deutschland per Mopped

Beitrag von Silke »

Heute 770km Höllentrip russische Landstrasse durch Dauerregen bei 10-14Grad, unsichtbare Schlaglöcher weil alles nur Wasser, Schlamm, LKWs und null Sicht. Alukoffer sind Aquarien, Regenhose undicht, in Novosibirsk gekaufte Handschuhe aber dicht. Sind jetzt in Asbest, haben uns ein Zimmer geleistet (28€) und nen Heizlüfter geliehen. Mal sehen, ob ich morgen früh wach genug bin, um Euch bischen Frühstückslektüre zu liefern :-)
Ich sag nur: Sibirien muss man erfahren, um zu verstehen...
Silke
... müde, aber trocken u d wieder aufgetaut...
@Torte: Nackenverspannung wieder weg - ne kuschelige Nacht im Daunenschlafsack hilft! :-)
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Re: Mongolei - Deutschland per Mopped

Beitrag von eltorte »

vielleicht brauch ich einen .. :)
770 km no sunshine ... :?
Silke ist hier Bild fast auf einer Linie ostlich von Moskau
take care ..
Torte :hi:
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Silke
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Re: Mongolei - Deutschland per Mopped

Beitrag von Silke »

Oh, "no sunshine" herrscht seit 1500km...
Machen wir dASBESTe daraus! Daher sind wir auch nach Asbest gefahren. Lt. Strassenschild noch 2170km nach MOCKBA :-)
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Re: Mongolei - Deutschland per Mopped

Beitrag von Silke »

So, Eure Frühstückslektüre ist bereit! :-)
Wünsche Euch einen schönen Start in einen Tag mit weniger Regen als hier!

Tag 12:

Die Nacht war kurz und nicht so toll im Hotel, irgendwie schlafe ich im Zelt besser. Wir machen uns auf den Weg nach Novosibirsk zum Motorradladen. Novosibirsk ist groß und nicht häßlich. Zwar nicht wirklich einen Umweg wert, aber für uns ist es keiner mehr. Aufgrund der aktuellen politischen Situation nach dem Abschuß der Boeing über der Ukraine haben wir die Reiseroute geändert und fahren nun den großen "Nordbogen" über das Baltikum, statt übers schwarze Meer. Die Lage hier vor Ort ist etwas komisch, überall Militär, das Zufahrtstraßen und Brücken mit großer Präsenz sichert. Wir haben zu selten Internet, um alles detailliert verfolgen zu können und wählen nun die "Nummer sicher". So war dann Novosibirsk gar kein Umweg mehr und uns wurde dort auch mehr als geholfen. Der Laden dort ist einfach toll! Selten so einen genialen Motorradzubehörladen gesehen! Ich finde endlich passende wasserdichte Handschuhe! Anton, der Inhaber, ist super nett und kümmert sich um unser Bremsenproblem: er denkt in die selbe Richtung, in die wir vor einigen 1000km auch dachten: Bremse verdreckt. Unsere Reinigungsversuche mit Bordmitteln (Klopapier und Spucke) waren nicht so erfolgreich wie seine (Bremsenreiniger unter Druck in Gummimanschetten gesprüht) und es wirkt! Noch etwas Fett rein und die Bremse gleitet wieder so, daß neue Bremsbeläge gar nicht nötig sind! Rico kauft auch noch neue Handschuhe und wir fahren weiter durch Sibirien. Etwa 100km nach Novosibirsk braut sich ein Gewitter zusammen. Wir schlagen blitzschnell hinter einer Straßenbaustelle ein Notlager auf, dann geht es los. Ein Unwetter zieht über Sibirien und wir mitten drin in unseren Zelten Mein Zelt läuft voll Wasser (2x Handtuch auswringen), Ricos wird auch innen naß. Wir sind naß, Klamotten naß, Zelte naß. Igitt! Kein Ende des Regens in Sicht. Doch kein "Sommergewetter", das ist Dauerregen! Uns gelingt es, aus herumliegendem Müll (Plastikflaschen, Tetra Packs etc.) und Sprit ein Feuer mit nassem Birkenholz zu machen, an dem zumindest wir etwas trocknen und uns aufwärmen können! Und die Mücken sind überall! Mein thailändisches Gift-Abwehrspray wirkt Wunder, aber nur da, wo man es aufträgt. Am Po nämlich nicht. Und den fressen diese Mistviecher sofort bei Besuch des "Waldklos" auf. Das ist Sibirien! Was für eine eklige Nacht!
Gefahrene km: 360

Tag 13:
Ich will gar nicht aus dem Zelt raus. Dickste Nebelsuppe, alles tropfnaß. Zum Frühstück gibt es Blaubeeren mit Sauermilch. Immerhin EIN Lichtblick am Morgen! Wir fahren weiter und kämpfen uns durch den Nebel. Zu sehen gibt es eh nichts außer Birkenwälder. Und Birkenwälder. Ab und zu ein Tümpel. Sibirien halt. Auch, als der Nebel sich auflöst (oder nur ein paar 100m höher steigt?), ändert sich nichts. Birkenwälder. Wir kommen gut vorwärts, es ist Sonntag und kaum Verkehr. Es läuft! Es tut gut, zu wissen, daß die Moppeds in Schuß sind: die Kette wird weder reißen noch abspringen weil neu (und mit O-Ringen), die Reifen werden nicht plötzlich an Luft verlieren (weil neue Schläuche), die Bremse funktionieren, das Reifenprofil ist vorhanden. Sehr entspannend, wenn auch bei Mistwetter! Gegen Abend kommt die Sonne raus und wir finden einen schönen Schlafplatz am Rande eines... Birkenwäldchens! :-) Am Lagerfeuer lassen wir den Tag richtig gut ausklingen und grillen Speck am Stock. Unsere Zelte, Schlafsäcke und Klamotten trocknen sogar noch! Es ist 22:15 und immer noch taghell, als wir ins Bett gehen. Sind wir etwa schon wieder eine Zeitzone weiter? Das werden wir morgen klären. Ich binde mir mein Kopftuch vor die Augen und schlafe trocken ein.
Gefahrene km: 769

Tag 14:
Ein Kampftag. Es ist 6 Uhr (oder doch est 5? Welche Zeitzone gilt?), als Rico vor meinem Zelt steht und mich weckt. Das nächste Unwetter ist im Anmarsch. Blitzpacken! Nach keinen 30min sitzen wir in einem 5km entfernten 24-Stunden-Cafe und aus unseren Klamoten läuft das Wasser. Immerhin sind Zelte und Schlafsachen noch trocken geblieben! Wir frühstücken, und als der Regen dünner wird, fahren wir weiter. Rechts Birkenwäldchen, links Birkenwäldchen. Und das seit 1000km schon. Dazu Schlaglöcher ohne Ende. Die meisten unsichtbar, weil eh alles unter Wasser steht. Schlamm auf der Straße, glitschiger Asphalt, wilder LKW Verkehr. Einige LKWs im Graben, in der Wiese, im Hang. Was man auf youtube so sieht ist alles wahr. Ja, LKWs können hopsen (wenn sie mit defekten Stoßdämpfern in Schlaglöcher fahren). Ja, LKWs könen fliegen (und ohne Fahrspur in einer Wiese stehen). LKWs können auch bis zu vierspurig sein. Und Haken schlagen können sie auch! Es ist ein Kampf. Kampf gegen die Wassermassen überall, gegen die verrückten LKWs, gegen den rutschigen Straßenbelag, gegen Matsch und Kälte. Es sind 14 Grad. Wir sollten im Sommer wieder kommen. Mitte/Ende Juli vielleicht? Ich habe gehört, "Kontinentalklima" hieße "kurze, heiße Sommer". Wir erleben "intensiven Spätherbst". Ach so, wir sind tatsächlich wieder eine Zeitzone weiter. Heimat, wir kommen! Beim dritten heißen Tee werden wir albern. Rico hat mal eine Doku über die Stadt Asbest gesehen. "Da ist Bitterfeld ein Luftkurort gegen!" Wenn sonst schon alles scheiße ist, dann aber richtig. Also auf nach Asbest! Machen wir dASBESTe daraus! Asbest sind nur 40km Umweg, die uns ins tiefste Rußland - Moloch führen. Hier sind die Schlaglöcher noch tiefer, das Wasser auf den Straßen steht noch höher. Und: nach rund 1700km Birkenwäldchen fahren wir durch Nadelwald! Das Ende Sibiriens! Asbest ist das untouristischste Rußland, was man sich vorstellen kann. Es ist nicht einfach, im Ort des riesengroßen Asbest - Tagebaus Unterkunft zu finden. Aber wir finden sie. Die Rezeptionsdame ist super nett (große Ausnahme unter russischem Servicepersonal!) und leiht uns sogar einen Heizlüfter, um unsere Sachen halbwegs trocken zu bekommen! "Ferien ist Asbest" sind genau so, wie wir uns das vorgestellt haben: grau und mies. Wir sollten das vermarkten: "Asbest Tours - dASBESTe Rußlands!" Ich sagte ja, zu viel Regen und Birkenwälder macht albern.
Gefahrene km: 770

Fotos gibt es nur sehr wenige. Im Regen würde nur der Fotoapparat kaputt gehen...https://www.facebook.com/media/set/?set ... b599628352

Heute (Di) wollen wir uns eigentlich Yekatarinenburg anschauen. Aber es schüttet weiterin aus Eimern. Das hole ich dann nach, wenn ich die Trans - Sib Fahrt nachhole! :-)
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