Mongolei - Deutschland per Mopped

Veranstaltungen, an denen BIGler und Freunde teilnehmen oder gemeinsame Unternehmungen.
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Silke
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Re: Mongolei - Deutschland per Mopped

Beitrag von Silke »

Eure Frühstückslektüre ist fertig! :-)
Noch 2 Tage und 500km :-)

Wir sind jetzt bei Rico zu Hause (bei Gera) und unsere Sachen trocknen gerade auf dem Dachboden. Unser Gepäck ist wieder mal komplett abgesoffen dank der tollen Koffer. Wieso sind die Dinger eigentlich genietet und nicht geschweißt? Sieht halt toll aus vor der Eisdiele, aber praxistauglich ist der Mist nicht!

Tag 19:

Wir verlassen die Oase von Moritz' Garten nach einem schönen Frühstück draußen. So richtig Sommer! DEr Verkehr fließt immer noch soooo zäh! Aber nur, bis der Abzweig nach Minsk kommt. Da wollen alle hin. Wir nicht. Rico hat kein Visum für Weißrußland. Ich habe eins, weil ich ja mit dem Zug durch wollte. Und Rico hat keins, weil wir ja eigentlich übers schwarze Meer heim wollten. Scheinbar will kaum jemand Richtung Baltikum. Die Straße bleibt aber so, wie seit 5000km: ein aufgeschütteter Damm im Wald ohne Kurven. Mal mit gutem Asphalt, mal mit tiiiiiefen LKW Spurrillen, mal mit tiiiiefen Schlaglöchern, mal unbefestigt, viel Baustellen. Aber es läuft! Wir kommen gut vorwärts! Immerhin, nach 3 Tagen haben wir es aus dem Dunstkreis von Moskau geschafft! Abends wird es schwer, einen Schlafplatz zu finden. Die Trasse ist nur an wenigen Stellen zu verlassen und das ist genau da, wo natürlich auch alle LKW Fahrer Pause machen und ihren Müll hinterlassen. Oder man versinkt sofort im Schlamm. Nach einer Stunde versuchen finden wir eine Stelle am Waldrand. Es ist heiß und mückenverseucht. Wir hocken in Motorradklamotten in der prallen Sonne und hoffen, daß sie bald unter geht, damit wir in der "Mückenschutzkleidung" nicht so schwitzen. Nicht nur die Mücken fliegen Kampfattacken, auch Bremsen. Ich binde mir den Schal bis zur Nase und das Kopftuch bis zu den Augen. Essen ist fast unmöglich. Sobald es geht, flüchten wir in die Zelte.

Gefahrene km: 618

Tag 20:

Es ist 2 Uhr nachts und ich muß mal. Ich hatte mit Ohrenstöpseln geschlafen, weil das Gefiepe der Mücken rund ums Zelt nervig war. Jetzt, da ich die Stopfen aus den Ohren pule weiß ich: da draußen werde ich verlieren. Aber ich muß. Muß raus. Meine Taktik: wild mit den Händen um den Popo wedeln. Probem: die Mistviecher sind in der Überzahl, vier Stück erwischen mich trotzdem am Allerwertesten. Und: mein Mückengift wirkt mittlerweile nicht mehr im Gesicht und während ich meinen Hintern verteidige, beißen die Viecher einfach ins Gesicht. Ich reagiere allergisch auf Stiche am Kopf und so merke ich auf meiner Flucht zum Zelt zurück schon: mein linkes Auge schwillt zu, meine linke Schläfe, meine Unterlippe und der Haaransatz blähen sich auf.

Wir stehen um 6 Uhr auf, frühstücken in voller Montur (inklusive Handschuhe!) wegen der Mücken am nutzlosen Lagerfeuer und machen uns auf Richtung russische Grenze. Wir wollen früh da sein und sind ZU früh da. Alle Beamten übrigens auch. Und weil erst um 9 Uhr Arbeitsbeginn ist und wir um 8:45 da, dürfen wir ihnen beim Rauchen und Cafe trinken zuschauen. Nach dem russischen Ausreisestempel bekommen wir eine Stunde Zeit geschenkt und hoffen, in der EU arbeitet man nicht auch erst ab 9 Uhr! Gott sei Dank läßt man uns schon vor 9 Uhr in die EU rein und wir sind in Lettland!

Nach nur wenigen Kilometern ändert sich die Landschaft. Aus ewig geschlossenem Wald wird eine offene Landschaft, die kleine Landstraße hat sanfte, schöne Kurven und wir sehen Menschen. Die Landschaft lebt! Da wird Getreide geerntet, werden Strohballen gepreßt, wird Heu gewendet. In Rußland war fast nur Wald ohne Leben. Hier gibt's was zu gucken! So schön! Und ganz viele Störche! So viele Störche wie heute habe ich noch nie in meinem ganzen Leben gesehen! Nach 13 Jahren im Elsaß, das ja mit seinen Stöchen wirbt, weiß ich nun: Ihr Franzosen, hört auf, Frösche zu fressen, dann habt Ihr auch Störche! Wahnsinn! Überall Störche in Nestern, in Tümpeln, auf Feldern, im Flug... Bilderbuchschön! Den Übergang von Lettland zu Litauen merke ich gar nicht. Mir fällt nur auf: die Preise sind so komisch, gar keine Euros mehr! Wir kehren ein bei einer netten Frau in ihrem wunderschönen Garten und genießen Schaschlik vom Grill. Es ist so richtig Sommerurlaub! Die Kilometer vergehen, ohne daß wir das merken. Es gibt so viel zu sehen und kaum Verkehr! Das Baltikum ist so schön! Plötzlich sind wir in Polen und wir nähern uns über klitzekleine weiße Straßen unserem Tagesziel: Masuren. Es ist so entspannend, so schön, so toll zu fahren: Blick in die offene Landschaft, Dörfer, Menschen, Störche, Bootchen, Seen! Nur mit dem Schlafplatz werden wir enttäuscht: an den Seen ist nur Schilf und Sumpf. Wir zelten an einem Waldrand und grillen selbst gemachte Schaschlik auf frischen Lindenzweigen. So richtig Sommer!

Gefahrene km: 711

Tag 21:

Es ist 5:30 und eine Kuh spielt mit unserer Wasserflasche. Guten Morgen, Polen! Ich krabbele aus dem Zelt und kläre das mit der Kuh. Keine 30min später ist sie wieder da und macht sich an Ricos Zelt zu schaffen. O.k., du Kuh, dann stehen wir halt auf! Die Kuh hat gewonnen. Aber früh morgens durchs verschlafene Masuren zu gondeln ist auch toll! Wir fahren durch Alleen dicht wie Tunnel, kleine Dörfchen, kleine Sträßchen. Und irgendwann treffen wir die Entscheidung, mal "vorwärts" kommen zu wollen und wählen eine "rote" Straße. Und dann ging nichts mehr. Russische Verhältnisse mitten in Polen. Dazu ist es über 30 Grad heiß und wir quälen uns. So viel Eiscreme und kalte Cola gibt's gar nicht, um uns zu kühlen! Heute ist aber auch jede Bahnschranke auf unserem Weg unten und jeder Verkehrsunfall auf unserer Strecke! Schade, dabei fing der Tag trotz Kuh so toll an! Gegen Abend endet er aber doch noch toll: wir finden einen Übernachtungsplatz an einem See, in den wir sofort zur Abkühlung springen, bevor uns die Mücken am Lagerfeuer wieder überfallen. Um uns herum donnert und blitzt es, aber wir bleiben auch in der Nacht verschont!

Gefahrene km: 470

Tag 22:

Freie Fahrt Richtung Deutschland! Alle Bahnschranken geöffnet, keine Unfälle. Fast vermisse ich schon die allmorgendliche russische "Landschafts - Deko" aus über Nacht verunfallten LKWs im Wald, Hang, Feld, Wiese, Graben...Plötzlich ein Schild: "Bundesrepublik Deutschland 60m". Und zack, sind wir da! Mongolei - Deutschland. 22 Tage waren so schnell vorbei! Noch sind wir nicht da, noch ist die Reise nicht zu Ende, noch stehen 700km und 2 Tage an, aber irgendwie ist in mir das Gefühl "vorbei". Es bleibt kaum Zeit für düstere Gedanken, denn es ziehen düstere Wolken auf und wir werden kräftig geduscht. 50km vorm Tagesziel ist ALLES naß. Meine eigentlich wasserdichten Handschuhe laufen voll, weil ich sie nicht richtig angezogen hatte. In der Sitzkuhle der so tollen Tenere - Sitzbank entsteht ein Swimmingpool, der in meine Regenhose läuft. Mein Schal saugt sich voll, min Helmfutter ist ein Schwamm, in den Stiefeln herrscht hoher Seegang. In den Koffern auch. Übrigens: die sind genietet. Und das ist nur praktisch, wenn man damit vor der Eisdiele angeben möchte. Pitschnaß wollen wir beim Bäcker Kuchen kaufen und dürfen nicht in den Laden. Ich fühle mich wie ein nasser Pudel "Hunde müssen draußen bleiben". Über den Hinterausgang bekommen wir dann doch noch etwas zu Essen und sind bald bei Rico zu Hause. Der wohnt bei Gera aufm Dorf und auf seinem Dachboden tropft nun alles vor sich hin. Und stinkt, denn in 4 Alukoffern könnten Frösche für die heimischen Störche heimisch werden...
Gefahrene km: 528

Fotos hier:
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eltorte
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Re: Mongolei - Deutschland per Mopped

Beitrag von eltorte »

kahlgryndiger hat geschrieben:Yes you got it :D :good:
ja, hat se .. :)
Torte, grad nach Hause :zwinker: :prost: :zwinker:
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Re: Mongolei - Deutschland per Mopped

Beitrag von eltorte »

schubs .. :)
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Re: Mongolei - Deutschland per Mopped

Beitrag von kahlgryndiger »

Hervorragender Bericht.
Ungeschminkt und lebendig. Vielen Dank dafür :)
Und wenn ich mal wieder richtiges Internet habe, dann schaue ich mir auch die Bilder an.

Willkommen zu Hause Grüße :D
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mac_axli
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Re: Mongolei - Deutschland per Mopped

Beitrag von mac_axli »

Mhmm - Frühstückslektüre - aber wohl das letzte Mal (für dieses Jahr) :(

Vielen Dank für die schönen Reiseberichte - falls Ihr die A71 runter fahrt und Lust auf ein Käffchen oder ne Bratwurst habt - sagt BESCHEID !

Viele Grüße
Axel

Ps: Die Windschutzscheibenblümchen fand ich ja extrem niedlich - haben sie denn gewirkt :zwinker:
Kaum macht mans richtig da gehts
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Silke
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Re: Mongolei - Deutschland per Mopped

Beitrag von Silke »

Das wars noch nicht! Heute wieder 500km :-) Und erst morgen daheim, aber die Tenere und ich haben uns nun getrennt. Ich schreib nochmal Resümee und so :-)
Die Cockpitblümchen (täglich frisch!) wirken! Bild
Aber jetzt erstmal schlaaaafen!
Gute Nacht!
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Superbig
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Re: Mongolei - Deutschland per Mopped

Beitrag von Superbig »

Hammer!!!!
Das wäre doch mal etwas für so einen kleinen Motorradreiseführer. Von dem Erlös könntet Ihr vielleicht Eure nächste Reise finanzieren. :good:
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Silke
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Re: Mongolei - Deutschland per Mopped

Beitrag von Silke »

Nee, die Tour wird nicht "ausgeschlachtet". Und wenn man's so macht wie wir, kost das auch "nix". Ich rechne demnächst Euch mal vor, was das gekostet hat. Müßt dann selbst entscheiden, wie viel Komfort sein muß. Wir hatten keinen, dafür aber das ultimative Erlebnis und kaum Geld ausgegeben.
Motorradreiseführer schreiben - für wen? Wer's kann, fährt einfach los, und wer's bequemer mag, bucht die Reise bei nem Veranstalter. Keiner würde dazu nen Buch kaufen. Erstere nicht, weil sie's ohne können, letztere nicht, weil der Veranstalter /Tourguide alles macht. :-)
Aber bevor ich über die letzten 2 Tage berichte und mal was vorrechne, packe ich aus, lese Post, wasche Wäsche und - kaufe Obst. Das gibt's in der Mongolei nämlich nicht und unterwegs ist es meist zermatscht, bis es im Magen war. :-)
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Re: Mongolei - Deutschland per Mopped

Beitrag von Silke »

Tag 23:
Die Teneres sind nur noch mit dem Nötigsten für eine Nacht beladen, als wir bei Rico los fahren. Sein Gepäck stapelt sich in seinem Keller, mein Gepäck reist mir mit der Post in einem Paket hinterher direkt nach Hause. Der Regen hat aufgehört und es macht Spaß, durch Thüringen zu fahren! Nach über 3 Wochen Motorradfahren habe ich immer noch Spaß daran! Ich wundere mich selbst. Ich dachte an 2 – 3 Tagen in Russland, ich würde mal eine Weile kein Motorrad mehr fahren wollen, aber diese Gedanken sind seit Erreichen des Baltikums vorbei! Wir gehen auf die Autobahn, es ist kein Verkehr, die schwarzen Wolken regnen sich überall ab, nur nicht über uns! Wir haben richtig Glück auf unseren letzten 500km nach Tübingen! Dort werden wir mit Cafe empfangen und dürfen erst mal erzählen. Und müssen 3 Stunden später die Teneres abgeben. Und komisch: es tut mir nicht im Herzen weh, sie aus der Hand zu geben. Sie hat mich wirklich zuverlässig durch 5 Länder, über 2 Kontinente und mehr als 10.000km gefahren. Ich bin mit ihr gut zurecht gekommen, habe ihre Sitzbank geliebt, aber auch einiges vermißt. Eine Beziehung zu ihr habe ich aber nie aufbauen können. Ich überlege: für eine nächste, ähnliche Reise, was würde ich da fahren? Vielleicht eine von mir optimierte Tenere. Vielleicht hat Yamaha bis dahin aber auch nachgelegt und die Tenere aufgewertet und verbessert mit besserem Fahrwerk, breiteren Rasten, ABS,… - und weniger Plastik. Ich würde auch mit eigener Ausrüstung und eigenem Material (Gepäcksystem, Motorradvorbereitung etc.) fahren. Es ging auch so, aber wir haben uns extrem und oft geärgert über Dinge, die vermeidbar gewesen wären.
Nach der Verabschiedung von den Teneres und Rico übernachte ich bei Freunden in der Nähe von Stuttgart.
Gefahrene km: 489

Tag 24:
Draußen ist Sommer und ich sitze im ADAC Postbus auf den letzten 500km nach Hause. 6 statt 2 Räder. Klimaanlage statt lauer Fahrtwind. Ich beneide jeden Motorradfahrer, der am Busfenster vorbei zieht. Die Tour ist vorbei und ich empfinde eine Neutralität in mir.
Die Mongolei und die 2000km dort waren der absolute Knaller. Landschaftlich abwechslungsreich, von schneebedeckten Bergen, dichten Wäldern, über Steppen bis hin zu Sandwüste war alles dabei. In der Mongolei habe ich eine Woche lang das getan, was ich am allerliebsten mache: mit dem Motorrad offroad durch tollste Landschaft fahren! Ein ABSOLUTER TRAUM!
Der russische Altai ist landschaftlich bilderbuchschön und bietet einiges, was Offroadherzen höher schlagen läßt. Da muß ich auch nochmal hin!
Alles, was danach kam, inklusive Baltikum und Polen, verbuche ich unter „Eine Erfahrung wert“. Ich habe ja die letzten 6 Jahre hauptsächlich in Afrika (Kapverden, Äthiopien) und Südamerika (Peru, Venezuela) mein Geld verdient. Für mich ist also ein für Normalbürger hoher Grad an Exotik und „Chaos“ nur Alltag. Daher war ich ab der russischen Grenze gelangweilt, was aber nur ein persönliches Problem von mir ist. Mein Anspruch an Reisen ist, etwas völlig Neues zu erleben und zu entdecken. In Landschaften unterwegs zu sein, die „ganz anders“ sind als daheim. In Kulturen unterwegs zu sein, die mit meiner eigenen wenig zu tun haben. Das alles war in der Mongolei so und ab Russland nicht mehr. Dazu kommt: ich bin kein Fan von nordisch – skandinavischen Landschaften. Und davon gab’s fast 7000km. Und ich bin kein Fan von Asphaltfahrerei mit dem Motorrad. Und davon hatten wir 8000km. Das habe ich auf der Reise für mich selbst erkannt und gelernt. Und auch das ist eine Erfahrung, die die Reise wert war! Würde ich es nochmal tun? Ganz klares: JA! :-) Aber auch ganz klar: eine andere Strecke mit so wenig Russland wie möglich. Pamir Highway?
----

Jeder kann mit einer „handelsüblichen“ Reiseenduro starten, ohne die groß umzubauen. An unseren Teneres war alles Serie, meine hatte sogar weder Handprotektoren noch Motorschutz o.ä.! Man darf die Kiste dann halt nur nicht hin legen. Wer bei sich eine gewisse „Fallsucht“ kennt, sollte da investieren. :-) Wir haben die Reise ohne irgendwelche teuren Ausrüstungsgegenstände gewisser Motorradausrüster gemacht und nichts vermisst. Nur ich bin 1x in meinem 17€ LIDL Zelt abgesoffen – in einer Nacht, in der Rico auch Wassereinbruch in einem Markenzelt hatte.
Kein Mensch braucht größere Tanks (die 16l der F800 reichen auch!), kein Mensch braucht Zusatzscheinwerfer (im Sommer ist es länger hell, als man fahren möchte). Wenn ich meine Big noch hätte, ich würde ihr für die Tour ein ordentliches Fahrwerk spendieren, mit dem man mit Gepäck offroad gut unterwegs ist. Sonst nichts. Eine Big wäre optimal, sollte aber allerbestens vorbereitet sein! In der Mongolei gibt es KEINE Chance, an Teile zu kommen, noch nichtmal Verschleißteile.
Wer eine solche Tour machen möchte, sollte sein Motorrad auf allen Untergründen sicher beherrschen können. Und zwar ganz sicher! Weder in Russland noch in der Mongolei ist der Untergrund so, daß er Konzentrationslücken verzeiht. Man sollte mit plötzlichem Schlamm, verspurtem Sand, tiefen Löchern, tiefen Spurrillen, Tiefschotter und hart verbackenem Lehm sowie Steinen gut und sicher klar kommen. Mit Gepäck. In Russland und der Mongolei sind die Orte SEHR weit entfernt voneinander, die medizinische Versorgung daher weit weg – und in der Mongolei bestimmt nicht empfehlenswert. Da hilft nur: üben, üben, üben! :-)
Die von uns gefahrenen Etappen sind NICHT das, was man normalerweise fahren würde. Weder allein noch mit einer organisierten Tour. Offroad hatten wir bis zu über 350km am Tag, das lag aber daran, daß Rico und ich etwas zügiger unterwegs waren als der Normalreisende. Wir waren exakt doppelt so schnell in der Mongolei unterwegs als alle anderen, die wir getroffen haben. In Russland mußten wir so viele km am Tag fahren, weil mein Visum knapp war und wir einen Zeitpuffer haben wollten – man weiß ja nie, was passiert!
Wem das alles zu kompliziert ist, der kann das alles auch organisiert erleben. Sowohl transkontinental als auch in der Mongolei werden geführte Reisen angeboten – die man auch mit dem eigenen Motorrad (oder Mietmopped) machen kann! Da fällt dann das ganze Organisatorische weg, man muß sich nicht im Vorfeld langwierig um Streckenführung kümmern, überläßt dem Tourguide die Entscheidung und baut auf seine Erfahrung und das Knowhow des Veranstalters. Klar ist das dann nicht umsonst, aber wem „alleine“ zu riskant oder langweilig ist, wer keine Zeit für lange Vorbereitung hat, wer das zum ersten Mal macht, wer keine Lust hat, Anfängerfehler zu machen und wer einfach nur fahren will, ohne sich um irgendetwas zu kümmern, der wird feststellen, das Geld ist gar nicht so schlecht investiert. :-) http://www.overcross.com/ ist der einzige Veranstalter im deutschsprachigen Raum, der die Transkontinental – Tour anbietet. Für geführte Motorradtouren in der Mongolei gibt es noch andere Veranstalter.
Also, egal, ob allein oder mit der Gruppe: Einfach machen! Einfach los fahren!
Wer Lust hat, das nächstes Jahr zu machen, darf mich gerne zu allem löchern. Würd mich extrem freuen, wen der eine oder andere unter Euch meine Erfahrungen nutzt, um selbst eine Traumreise zu ermöglichen!
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Re: Mongolei - Deutschland per Mopped

Beitrag von kahlgryndiger »

Sehr sehr löblich. Das nicht Ausschlachten der Reise. Kaum zu glauben dass es das noch gibt.
Darüber zu berichten ohne kommerziellen Hintergrund ist die Triebfeder für die Nachfolgenden. OK, wir haben alle die Bücher Ted Simons gelesen aber er ist ein Vorreiter und bei der heutigen Informationsflut tut es gut, einfach mal was Gutes zu lesen. Frei und für jeden verfügbar ...

Grüße vom Kalgryndigen
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Re: Mongolei - Deutschland per Mopped

Beitrag von anju »

Silke hat geschrieben: Kein Mensch braucht größere Tanks (die 16l der F800 reichen auch!)
Sorry Silke, wenn ich widerspreche. Wenn ihr Glück hattet immer rechtzeitig Nachtankmöglichkeiten gefunden zu haben, so ist das reines Glück. Wir haben oft genug an Tankstellen gestanden, die kein Benzin hatten, haben 400km Abschnitte ohne jedwede Tankstelle (oder diese Verkaufsstellen mit dubiosen Saftflascheninhalt) erlebt und wenn das Mopped nicht mit <=80 Oktan umgehen kann, wird es mancherorts auch schwierig. Bei 16l würde ich mindestens einen - besser 2 - Reservekanister einplanen.

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Re: Mongolei - Deutschland per Mopped

Beitrag von Silke »

Wann warst Du denn da? Wir hatten nirgends Spritprobleme und waren NICHT auf einer "klassischen" Route unterwegs. Klar gab's nur 80 Oktan Klingelsprit, aber welches Mopped bleibt damit stehen?
Die F800 mit ihren 16l verbraucht ja nix dank Einspritzer. Die Jungs hatten weder Spritprobleme noch Ersatzkanister.
Wir hatten eine min.400km Reichweite und sind daher in der Mongolei an so einigen Tankstellen vorbei gefahren.
Rrico ist zum 4. Mal dort gewesen, jedes Mal auf einer anderen Route und hatte nie Ersatzkanister mit (DR600).
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Re: Mongolei - Deutschland per Mopped

Beitrag von Silke »

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Re: Mongolei - Deutschland per Mopped

Beitrag von Aynchel »

stand da auch noch DM am Zähler ? :lol:


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2011 gesehen in Albanien
Aynchel aus Meddersheim
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ich könnte die BIG auch mit 5,5l daher fahren, aber das wäre Spritverschwendung ;-)
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Re: Mongolei - Deutschland per Mopped

Beitrag von Bambi »

Hallo Aynchel,
ist - oder war bis vor Kurzem - die bei uns vom EURO verstoßene Deutsche Mark nicht offizielle Währung in Albanien? Ich meine, im Außendienst bis 2010 so etwas von meinen Versicherten (auf'm Bau stammen viele Beschäftigte aus dieser Region) gehört zu haben. Nach der Kassen-Fusion sind diese Kontakte (ich sage durchaus leider!) zum größten Teil verloren gegangen ...
Schöne Grüße, Bambi
\'Find me kindness, find me beauty, find me truth\' (Dreamtheater \'Learning to live\')
Tip: http://www.morow.com" onclick="window.open(this.href);return false; (fantastisches Progressive Rock Radio)
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Re: Mongolei - Deutschland per Mopped

Beitrag von anju »

Silke hat geschrieben:Wann warst Du denn da? Wir hatten nirgends Spritprobleme und waren NICHT auf einer "klassischen" Route unterwegs. Klar gab's nur 80 Oktan Klingelsprit, aber welches Mopped bleibt damit stehen?
Ich bezog das jetzt nicht nur auf die Mongolei - wenn man sich von Ort zu Ort hangelt, passt das da ja. Aber z.B. die Strecke im Westen von Usbekistan zur kasachsichen Grenze: gab zwar Tankstellen, aber kein Sprit, in Kasachstan abseits der Hauptrouten kann es auch eng werden und in Tadschikistan gibts massig Tankstellen, aber ebenso ohne Sprit. Und mit 80 Oktan hat jedes Mopped ohne Klopfsensor Probleme, wenn man nix an der Zündung verstellen kann. Ergebnis: russiger Auspuff, keine Leistung, und heisser Motor. Die Big muss da sicherlich auch angepasst werden. Moderne Einspritzer kommen da in der Regel mit klar (ausser meine alte 955 Tiger ;-)

500EUR pro Liter haben wir aber auch gezahlt :
http://www.anju.de/travel/pamir2012/pho ... as-287.jpg" onclick="window.open(this.href);return false;

und so siehts an der Tanke in Tadschikistan aus, wenn sie zumindest Sprit in irgendeinem Tank auf dem Hof haben:
http://www.anju.de/travel/pamir2010/pho ... ix0184.jpg" onclick="window.open(this.href);return false;

;-)
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Re: Mongolei - Deutschland per Mopped

Beitrag von Silke »

Ach so! Kasachstan, Tadschikistan! :-) Da wollten wir zwar hin, aber irgendwer hatte bis dahin ne Boeing abgeschossen und uns wurde der Süden Rußlands westl. v. Kasachstan dadurch ein bischen zu heiß... :-(
Auf unserer Route jedenfalls hatten wir nie Spritprobleme. Und weder Rico die ersten 2x mit seiner DR600 noch wir mit unseren XT660Z noch die Kunden der Hertour mit F800 und KTM1190 hatten Probleme mit Klingelsprit.
Meine Empfehlung, "keiner braucht Zusatztanks" bezog sich auf die von uns gefahrene und auch die von Overcross im nächsten Jahr angebotene Route (die sich von unserer unterscheidet).
Aber auch ein Bekannter von mir http://www.tourenfahrer.de/motorrad-men ... torraeder/ ist zur Zeit dort in der Region unterwegs (haben uns leider um 30km verpaßt). Seine Route (fast 100% offroad! Er macht gerade wahr, was am Ende des oben von mir verlinkten Artikels steht)) seht Ihr hier: https://share.delorme.com/LukasMatzinger er fährt mit einem Tracker und einer 690er KTM, wenn ich mich recht erinnere mit 18l Tank. Er war in Tadschikistan, Uzbekistan & Co und bisher nur wegen LiMa Defekt liegen geblieben, nicht wegen Spritmangel.
Peter aus Wuppertal habe ich mit ner 690er und garantiert dem 18l Tank in Ulaan Bator getroffen. Er fährt fast die selbe Route wie Lukas und sein einziges Problem bisher war ein gebrochener Fuß - kein Spritmangel. :-)
Ich gehe also davon aus, daß sich die von Dir angesprochene Spritsituation auch dort verbessert hat. :-) Wann warst Du denn da?
EDIT: Sehe gerade: vor 2, bzw. 4 Jahren :-)
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Re: Mongolei - Deutschland per Mopped

Beitrag von Aynchel »

Bambi hat geschrieben:Hallo Aynchel,
ist - oder war bis vor Kurzem - die bei uns vom EURO verstoßene Deutsche Mark nicht offizielle Währung in Albanien? ....
naja
2011 hab ich da alles mit Landeswährung bezahlt
2013 auch

aber die ollen DM Zapfsäulen sind überall in den Schwellenländern aufgestellt worden
derweil sie bei uns wegen der fehlenden Absaugung für die Benzindämpfe weg mussten
jetzt stinken sie halt wo anders rum

Umwelschutz wird in Ländern wie Albanien oder Rumänien genau so gehandhabt wie bei uns um 1960 herum
also er gar nicht

Altölentsorgung

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Müll Sammelstelle mit Verbrennungsofen

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PET Flaschen Entsorgung

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Schweissgerät streng nach UVV

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Lackierkabine

Bild

usw
Aynchel aus Meddersheim
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ich könnte die BIG auch mit 5,5l daher fahren, aber das wäre Spritverschwendung ;-)
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Re: Mongolei - Deutschland per Mopped

Beitrag von Silke »

Hier ein kurzfristiges Angebot für MACHER statt Träumer:
Noch Plätze im Container frei nach CHILE:
http://einfach-losfahren.de/Deutsch/Mot ... d_ride.htm
und in den OMAN
http://einfach-losfahren.de/Deutsch/Mot ... d-ride.htm
:-)
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Re: Mongolei - Deutschland per Mopped

Beitrag von Tommy_le »

Hallo Silke,
es ist schon lange her vom 31.05.2008 bis 20.07.2008 dauerte die Tour. Gesamtkosten ca. 4650 € Mit allen VISA, Zugticket von Irkutsk bis Moskau und Fähre von Estland nach Deutschland, Hotel, Benzin, Durchsichten für Motorrad usw. Die Aufstellung der Kosten und unseren Reisebericht findest Du hier.
http://www.thoris.de/motorradtouren/bai ... aikal.html
In der Mongolei muss man nur die richtige Piste finden, dann kommt man auch zum nächsten Ort und wenn man aus dem Ort herauswill ist das gleiche Problem, wo ist die richtige Piste. Wir sind nach Kompass gefahren. Einreise von Russland in die Mongolei. In der Kart nachgeschaut in welcher Himmelsrichtung Ulan Bator liegt und dann den Zielpunkt festgelegt und "Luftlinie" gefahren.
Es ist eine Reise wert. Für uns waren das 12726 km auf dem Motorrad, 5728 km mit den Eisenbahn und 724 Km mit der Fähre. Mein Motorrad schluckte für diese Strecke 732 l Benzin
Schöne Grüße aus Lehrte
Mail: Thomas@trif.de
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