Ein Paar von euch hatten ja bekundet, das ich ein wenig über Mich und meine Cagiva Elefant berichte, was ich gerne tun werde.
Aber leider kann ich das nicht in einer Kurzfassung tun, weil Ihr sonst überhaupt nicht wisst, WARUM das ganze so ist, wie es HEUTE ist.
2006 bis 2008 hatte ich eine 750er Bifaro, Baujahr 88, also eine der Ersten 750er Elefanten.
Zwar Optisch alles andere als Fein, aber sie hatte was, was andere nicht hatten.
De L Orto Vergaser, Leistungskrümmer, CDI, einen Horrorauspuff, Wihtepower Fahrwerk mit sagenhaften 98 cm Sitzhöhe.
Zwar sind die Bilder Analog und danach digitalisiert worden, aber so war das damals.
Leider musste ich sie aus familiären Gründen verkaufen, Schande und Pech und Schwefel.
Die ganzen Jahre, als sich die Situation gebessert hatte, schwärmte ich irgendwie von Ihr, hatte aber nie das RICHTIGE Verlangen, wieder eine zu besitzen.
Auch war das Motorradfahren seit beginn meines Führerscheins eher nur kleine Runden, ab und an mal rumfahren eben, aber nie die GROßE Leidenschaft.
Ich wurde ja "erst" 2001 von meinem Frauchen (damals Internetbekannte) nach Österreich importiert und heiratete "Erst" am 4.9.2003 mein Feechen, als mein Sohn Alex schon auf der Welt war.
Und das Motorradfahren war bis 2010 eher Nebensache mit Schbass.
2011 habe ich mich mit Thomy zusammengetan und uns eine Garage gemietet, um unsere Mopeds, Suzuki GS 750 und Suzuki GS 850 zu reparieren und ein Winterlager zu haben.
Kurz drauf gesellte sich mein damaliger Chef Markus dazu, weil seine damalige ein Motorrad wollte und bekam. Eine Suzuki GS75X aus 82, die wir dann zusammen Restauriert haben.
Ganz andere und verzwickte Geschichte.
Daraus entwickelte sich die Schraubergemeinschaft, die so manches Moped wieder zum Leben erweckte und auch weiterhin Motorräder restauriert und Umbaut.
Da nun 3 Leute Motorrad fuhren, wobei Thomy eher sehr selten gefahren ist, dauerte es nicht lange, bis Markus auch wollte, und wir Beide zusammen eine DR 800 BIG, SR42, ausgesucht und hergerichtet hatten.
So, nun stand ich da, saß auf einer 300 KG Maschine mit 80 PS und versuchte meinem Markus hinterher zu kommen. Ging, aber entspannt war was anderes.
Also musste was her, was Gleichwertig ist, nicht in Arbeit beim Fahren ausartet und vor allem auf den Pässen Spass macht:
Eine Kawasaki KLR 650 A, Baujahr 87. Für 650 Euro gekauft, 450 Euro rein gesteckt und der Spass kann anfangen.
Leistungsmässig Gleich, Gewichtsersparnis deutlich auf meiner Seite und die KLR lief "im Grunde" Klasse.
https://www.youtube.com/watch?v=gPGX9ZiLruQ
Nur Markus hatte auf der DR keine große Freude, bei knapp 2 Meter, auch eine Sitzbankerhöhung brachte nicht so das Ergebnis, einen besseren Kniewinkel zu erreichen.
Und ich hatte auf der KLR IRGENDWIE ein Gefühl, als ob sie nicht meins wär. Aber egal, konnte das zu dem Zeitpunkt nicht einreihen, WAS mich störte.
Nun, Markus trennte sich von der wider zu sich geholten GS75X und erspähte sich eine Triumph Tiger T400. Fahrklar, Pikerl, aber die Reifen waren im "Reisetrimm" gefahren.
Kurz darauf war auch die DR weg.
Die erste große Ausfahrt, also Markus auf der Tiger, ich auf der KLR, war Pipifein. Von Klagenfurt nach Italien, über Sela Nivea und dann Vrisc nach Slowenien.
Im Schlepptau 2 BMW 1200 GS, die sich Partout nicht abhängen ließen.
Oben angekommen die Überraschung: 2 Schweizer, ein Paar, also Mann und Frau.
Nach Aussage von beiden, ich zitiere Wörtlich:" Also, überholen nur mit Skalpel zwischen den Zähnen, die geilste Fahrt aller Zeiten".
Jaja, Geil wars. Kalt wars da oben und mir ran die Suppe an allen Ecken. Permanent Vollgas, permanent am Limit, nene, 50 PS und 650 ccm, kreischender Motor und eine derbe Sitzposition.
Und Markus eher entspannt und fröhlich grinsend. BUMM, wie war das damals mit der Elefant?
Ihr merkt es sicher, das der Martin sich schon breit grinsend sah.
Und kurze Zeit später war die GS 850 verkauft und ich habe mir meine Elefant gekauft.
750 AC, Baujahr 1997, 37.000 KM, Blau, optisch nicht die Schönste und mit Risse im Lack, aber dank Vollkunststoff keine Panik wegen Rost.
Technisch nicht viel zu tun, was so oder so nicht gemacht werden muss, irgendwann.
Kettensatz ging, kommt aber sicher alsbald.
Bremsbeläge brauchbar.
Keine Stahlflex, Dämpfer hinten nicht gut eingestellt, 45.er Gabel etwas schwammig, Auspuff der drauf war kam direkt aus der Hölle, aber der Originale dabei.
Ich kam, sah, orgasmusierte und kaufte dieses Schmuckstück für 1550 Euro.
OK, das ganze Geld weg, Suzi GS verkauft, KLR in der Garage, die ich eh nie wieder fahren werde, also WEG damit. Für 850 Euro (wieder mal derb draufgelegt) wechselte sie nach Nähe Graz den Besitzer und ich hatte Knete zum Investieren.
Aber VORHER!!! hies es: SEX aufm Moped haben. Entschuldigt bitte meine Ausdrucksweise, aber nachdem der Heckdämpfer eingestellt war war das fahren fast wie SEX.
https://www.youtube.com/watch?v=CRi0A3_gclc.
Es gibt zwar zur Zeit nicht viele Videos, die die Elefant zeigen, aber das eine oder andere schon.
https://www.youtube.com/watch?v=XaILdyyFwT0
Markus (T400), Thomy (Suzi GS 750) und meinereiner (750er Elefant) vom Paulitschsattel nach Slowenien und zurück. Meine Gabel war zu dem Zeitpunkt alles andere als gut, die Reifen fertig usw.
Die Saison neigte sich für uns dem Ende zu und es ging an die Überlegungen, was alles zu machen wäre. Eigentlich wollte ich warten bis zum Winter, aber ich und warten sind ein Widerspruch.
Also her mit Kettensatz, Reifen, Bremsen, Öle, Siris, und was alles dranmuss und reinmuss.
Auch der Orignial-Auspuff fand seinen Platz. Ein gefühlter 20 KG Endtopf in der Größe eines Einfamilienhaus-Kamin.
Soll reichen, ich werd mir irgendwann einen kaufen können, der passt, war der Gedanke.
Auf die letzte Fahrt führte uns Nachbar Kurt nach Italien, um auch mal "andere" Strecken kennen zu lernen.
Kurt bollerte mit einer Dl650 voraus, Markus folgte und ich machte das Schlußlicht, dann tauschten Markus und ich die Position.
Scheiss Wetter, Strassen jenseits von gut und Böse, Abstecher in Wiesen und Schotter, und Markus und ich auf Strassenreifen, beide auf Anakee3 unterwegs, Kurti hatte Enduroschlappen drauf.
Leicht is was anderes, aber trotz der doch stolzen 208 KG Fahrgewicht und meinen 50 Jahren lies sich meine Dagger gut beherrschen. Aber nicht lachen, für euch ist das wohl eher Lapidar.
http://youtu.be/8Oy98BkTrMQ
So weit so gut.
Gemacht wurde bis Dato:
Öltemperatursensor in Ölsieb eingebaut und Koso Digital ins Armaturenbrett gebaut.
Kettensatz DID Gold mit 15/46er Übersetzung.
Heckdämpfer eingestellt, Gabelservice, Bremsbeläge rundum, Stahlflex vorne, Anakee3 Reifen 100-90 und 140-90, da 98% Fraktion, 2te Boardsteckdose am Cockpit, Griffe, Gummis auf Rasten angefertigt.
Kompressionstest mit 9 Bar als Neuwert ermittelt, Kettengleitschiene, Gaszüge und Ölwechsel.
Relaisschaltung Licht und Hupe, Anlasserrelais auf Kurze Verkabelung umgesetzt und neues High Amp Kabel gelegt, Scottoiler verbaut,
Doppelzündung, Vergasersetup, Zündspulen und Kleinkram.
Zum jetzigen Zeitpunkt steht meine Dicke in der Werkstatt, um den letzten Feinschliff zu bekommen.
Um eine beruhigende Saison 2015 zu haben wurde ein BSM Future verbaut, der E-Nummer hat. Klingt wohl fein, habe aber bislang keine Soundprobe gemacht, die Aussagekräftig wäre. Kommt aber die Tage.
Zahnriemensatz wurde bestellt, Kerzen sind da, ebenso neue Stecker und Kabel.
Wenn ich meine Dicke so stehen sehe:
tut mir das schon irgendwie weh, aber spätestens am "CAR"freitag beginnt bei mir die Saison, und dann weiss ich genau:
Die Dagger (was soviel wie Schwert oder Skalpell bedeutet) ist technisch in Topzustand und ich hab einen Mörderschbass mit ihr.
Und für die, die sich Fragen, warum gerade Karfreitag?
Als ich meinen Mopedführerschein bestanden habe, war am Karfreitag 1983 ein Familientreffen.
Nach dem Essen wurden mir die Augen verbunden und ich wurde nach draussen geführt.
Mein Schwager hat mir dann mit Hilfe meiner Eltern eine Maico M250B geschenkt.
Inkl. kompletter Ledermontur von Harro, Porsche Designhelm, Handschuhe, Lederstiefel und einen quitsche-Orangenen Regenkombi.
Meine allererste Fahrt mit dem eigenen Motorrad fand also am Karfreitag statt. Und blieb bis zum heutigen Tage mehr oder weniger beibehalten. In Gedenken an diesen schönen Tag.
Bis Heute war mein Fuhrpark, sehen wir von den Mopeds und Mofas ab, eher Überschaubar.
Maico M250B, Maico GS490, Honda CM400T, Yamaha Middnight Spezial, Suzuki GS 450 L, Honda 900 Bol D or, NSU Lux, Suzuki GS 750, Suzki GS 850, Elefant Bifaro, KLR 650, Kawa GPZ 500, mit Sicherheit fehlt das ein oder andere.
Aber was bis HEUTE gleich geblieben ist:
Der Harro Lederkombi von 1983. Latzhose und Jacke in Höllenschwarz, die trotz 3 Unfällen noch Top in Schuß ist.
Nur der "Helm" (hatte was von Lord Helmchen), Handschuhe, Stiefel, Regenkombi und Nierengurt wurden immer ersetzt.
Und ich denke, das ich den Kombi so lange fahren und pflegen werde, bis man mich nicht mehr aus Motorrad bekommt. Oder runter.
Am 30 Oktober waren meine Schwester mit Familie hier, um meinen 50.sten Geburtstag zu feiern.
Beide, also Schwager und Schwester, standen kurz vor den Tränen, das ich über 30 Jahre lang den Kombi hege und pflege und den Karfreitag als meinen Saisonstart ansehe.
Und sei es nur, das Motorrad einmal um den Block zu fahren und danach wieder zurück zu stellen, Scheiss egal, das muss.
So, nun habt ihr einen kleinen (aber langen) Einblick zu mir und meiner Leidenschaft.
Und zur Technik meiner Elefant möchte ich auch etwas sagen.
748 ccm 2 Zylinder 90°, desmodromische Ventilsteuerung.
60 PS bei 7000 U/Min, 64 Nm Drehmoment.
Desmodromisch bedeutet für die, die es nicht wissen, eine Ventilzwangssteuerung. Es gibt 2 Kipphebel, die die Ventile auf und zumachen, also keine Ventilfedern.
Über den Vorteil oder Nachteil mag ich mal nichts sagen, nur dass das Ventileinstellen eine kleine Wissenschaft ist.
Aber einmal perfekt eingestellt hat man lange Freude mit dem unvergleichlichem Klang und dem Durchzug des Ducatimotors. 60 PS, so die einhellige Meinung aller Ducatisti, entsprechen 80 PS einer anderen Maschine. Gerade der Durchzug macht sehr viel Laune.
45er MarzocchiGabel, Boge progressives SoftDamp Zentralfederbein hinten.
Doppelkrümmer 2in1 mit Fächercharakteristik, also beide sind gleich Lang.
Mikuni SE BDST 38 Membranschiebervergaser.
Kokusan Doppelzündung mit MIU Modul, auch CDI genannt.
Luft-Ölgekühlt.
296er Bremsscheibe Vorne, Nissin 2 Kolbenbremssattel, Stahlflex Bremsleitung.
240er Bremsscheibe Hinten mit 2 Kolben Brembobremssattel. Noch Original Leitung.
Räder-Reifen- Kombi: Vo 19 Zoll mit 100-90, Hinten 17 Zoll mit 140-90. Mit Michelin Anakee3 Reifen.
Hydraulische Nasskupplung, ich weigere mich, eine Trockenkupplung zu verbauen und HASSE das Geräusch, das die macht.
Federwege Vo: 208 mm, Hinten 190 mm.
350 Watt Drehstromlichtmaschine mit im Fahrtwind angebrachtem Regler. Keine Überhitzung und perfekte Ladespannung.
12 AH Gelbatterie gegenüber 16 AH Säurebatterie, macht gut Strom, das ist sicher.
Eher unwichtig:
Endgeschwindigkeit, die sich auch locker erreicht: 175 KM/h
Beschleunigung von 0 auf 100: Angegeben finde ich nichts, gemessen (eher noch wage ermittelt) 4,4 Sekunden.
Fliegender Start von 30 KM/H auf 175 KM/H: 15,9 Sekunden laut Video.
Verbrauch auf 100 KM nimmt sich der Durchschnitt zwischen 6 und 7 Liter, ich hatte von 4,8 bis maximal 6,9 Liter.
Ölverbrauch auf 1000 KM bei mir: Zwischen 0,5 und 0,75 Liter.
Sitzhöhe: 835 MM mit einer Sofa-bequemen Sitzbank.
Maximalbreite bei mir: 995 mm, Gesamthöhe: 1300 mm, Gesamtlänge: 2200 mm. Radstand: 1560 mm.
So Ihr lieben Interessierten. Das wars.
Job Done, wie der Engländer sagt.
Wenn Ihr mehr wissen wollt, fragt einfach.
Da ich mich mit der Elefant mehr als Intensiv beschäftige und auch für diesen Exoten nach Ersatzteilen ausschau halte und teste, kann ich gerne Hilfestellung leisten, sollte sich einer mit dem Gedanken spielen, eine Elefant zu treiben.
Ich jedenfalls habe es nicht eine Millisekunde bereut und hatte wohl Pfundig Glück, eine so gute, technisch absolute fitte 750er zu ergattern, die mir noch Lange Freude bereiten wird.
LG
Martin
Irgendwann mal.
