Wie kann ich das Ventilspiel einstellen?

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Wie kann ich das Ventilspiel einstellen?

Beitrag von Gast »

Folgendes schreiben Roland aus BN und Andreas_V (Anmerkungen von Andreas_V in Klammern.) im Forum:

Also, eigentlich ganz einfach:
in Fahrtrichtung gesehen 2 vorn (Auslass), 2 hinten (Einlass). Zugänglich über die beiden Deckel auf dem Zylinderkopf. Zum Einstellen brauchst Du:
* 1 mittelgrossen Schraubenzieher,
* 1x 10er Schlüssel (am besten gekröpfter Ringschlüssel),
* 1x möglichst feinblättrige Fühlerlehre,
* 1x 10er Inbus-Schlüssel/Nussaufsatz o.ä.,
* Kerzenschlüssel
* Ratsche mit 17er oder 19er (weiss ich jetzt grad nicht aus'm Kopf) Nuss,
* Geduld,
* Anleitung aus dem Bucheli oder dem Online-WHB

Grobe Vorgehensweise:
(Der Motor muß zur Ventilspielkontrolle völlig kalt sein !!)
1 Kerze raus, dann beide Deckel auf Zylinderkopf abnehmen. Jetzt Stopfen in der Mitte des Lima-Deckels (also der in Fahrtrichtung linke) mit 10er Inbus und etwas Glück rausdrehen. Hinter dem Stopfen wird eine Mutter mit daneben eingeprägter Markierung sichtbar. Mutter mit Ratsche durchdrehen, bis diese Markierung mit der Kerbe im Gehäusedeckel fluchtet (dabei drehst Du den Motor durch, geht etwas ungleichmässig). Der Motor sollte jetzt auf OT (Oberer Totpunkt) stehen.
(Der Motor hat sehr wohl jede Umdrehung einen OT, aber nur jede 2. einen Zünd-OT, bei dem beide Ventile geschlossen sind. Man kann dazu z.B. die Kipphebel beim Drehen des Motors beobachten. Beide oben -> richtiger OT.)

Jetzt wieder nach oben. Unter den Deckeln siehst Du die Kipphebel der Ventilsteuerung. Das Ventilspiel wird durch lösen der 10er Kontermuttern und Nachstellen der in der Mitte befindlichen Schraube eingestellt. Bevor Du daran gehst was zu verstellen, unbedingt kontrollieren, ob der Motor wirklich auf OT steht: Die Markierungen unten fluchten ja bei jeder Umdrehung, OT hast Du aber nur bei jeder 2. Umdrehung des Motors. Also Fühlerlehre greifen, 10er - 15er Blatt nehmen und versuchen, ob Du sie sowohl unter den vorderen wie auch unter den hinteren Kipphebeln durchschieben kannst. Wenn ja, hast Du ihn, wenn nein eine Umdrehung weiterdrehen und nochmal prüfen. Zum Ventileinstellen müssen sowohl die Einlass- wie die Auslassseite offen sein.
Jetzt für jedes Ventil das vorhandene Spiel ermitteln: Mit Fühlerlehre ausprobieren, welche die dicksten Blätter sind, die Du (ohne Gewalt !) unter den Kipphebeln durchschieben kannst. Muss leichten Reibewiderstand ergeben.

(Man kann sich zudem das Messen erleichtern indem man vorm Einführen der Fühlerlehre ein wenig am Kipphebel wackelt und ihn dann hochzieht. Dabei kann man 1. das Ventilspiel schon fühlen und 2. kann es sonst passieren, daß der Kipphebel saugend (dank Öl) auf dem Ventil aufliegt und die Lehre nicht dazwischengeht.)

Mit den Daten aus WHB oder Bucheli vergleichen
Einlass:
Bj. 88-90: 0,05 - 0,10 mm
Bj. 91-00: 0,08 - 0,13 mm

Auslaß:
Bj. 88-90: 0,05 - 0,10 mm
Bj. 91-00: 0,15 - 0,20 mm
(Achtung: Andreas_V merkt an das auch für die Bj. 88-90 die Werte der 91-00 zu empfehlen sind.)
falls Abweichung von den Sollwerten: Kontermutter lösen, Zentralschraube leicht nachziehen, wieder kontern und dann erneut prüfen. Zwischen den beiden Ventilen der jeweiligen Seite (Einlass bzw. Auslass) sollte das Spiel möglichst identisch sein. Wenn Du alles eingestellt hast, Motor 1-2 mal durchdrehen und Werte nochmal kontollieren, ggf. nachjustieren. Wenn du nicht vergessen hast alle Einstellschrauben zu kontern, war's das jetzt. Deckel wieder drauf, Kerze rein, Stopfen wieder reindrehen (handfest, NICHT festziehen). Fertig.

Wie immer: alles ohne Gewähr (und erst Recht Gewehr). Wenn Du noch nie mit einer Fühlerlehre hantiert hast, such Dir am besten einen Schrauber, der das mit Dir durchgeht.

Zusätzlich würde ich, wenn Du eh schon am Motor schraubst, auch noch die Ausgleicherkette spannen, ist wahrscheinlich auch schon ein paar Km nicht gemacht worden.

Anmerkungen von Michael Falk zu diesem Thema im alten Forum die Bj. 88-90 betreffend:
Ein Ventilspiel unter 0.1mm ist nach meiner Erfahrung nicht sinnvoll. Ich stelle die Ventile Einlass 20, Auslass 15 sehr eng ein. (Sehr eng: das ergibt noch einmal 2-3 1/100 weniger). Das ist für normale Belastung, keine Drehzahl-Orgien.
Wichtig ist ein Ventilspiel > bei 0.1 mm, sonst paßt kein Öl dazwischen (Das ist in den ersten Werkstatthandbüchern falsch angegeben!)
Der Ventiltrieb der 750er ist recht anfällig, besonders wenn die Suzi-Einstellwerte eingehalten werden. Erst bei der 800er hat Suzi höhere Einstellwerte vorgesehen, obwohl beine Mechanismen baugleich sind!
Das von Suzi angegebene VS für die 750er ist zu eng. Unter o.1 mm sollte man keine Ventile einstellen, da kommt kein kaltes Öl zwischen die Kipphebel (siehe Nockenwellenschäden der 750er). Auslaß immer etwas größer 0.05, da diese Ventile zunächst sehr heiß werden. Aber auch nicht zu groß, da die Auslaßventile durch die "geschlossene Steuerzeit" abgekühlt werden. Ich stelle gern E .13 und A .18 ein, kann das aber schon am Geräusch erkennen.
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