Toter Wiener Stammtisch

Die regionalen Stammtische oder Treffen.
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Richard
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Advent, Advent...

Beitrag von Richard »

:D

ja wo san den olle? ist da jemand?

damit mal ein wenig licht ins dunkel kommt - burschen ....hab ich eine gute nachricht!

...in drei wochen werden die tage wieder länger, und am 02. Jänner gibts das erste BIG Treffen 2016 bei den Kugeln in Ernstbrunn!

also, schön Punschen und einen feinen Advent!

lg RIch :coool:
außerdem neben der BIG (SR 43, Bj.94, 120tkm!!) noch in der Garage:

Suzuki GS 1000 L Bj 79, 45tkm
HD E-Glide Police FLHTP Bj 07, 80tkm
BMW GS 1150 ADV Bj 02, 120tkm
und einen OBERLIGA Klasse 99er Kawa W650 Scrambler 38tkm
sowie eine C4 Corvette Cabrio
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Neetro
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Re: Advent, Advent...

Beitrag von Neetro »

Whatsapp killed the radio star :D
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Richard
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Re: Advent, Advent...

Beitrag von Richard »

...offensichtlich sind alle dem virus erlegen. heute findet man ja kaum mehr menschen, die ohne anleitung aus dem smartphone überhaupt noch die strasse überqueren können.
...ich dachte immer die matrix ist ein kinofilm gewesen. nach und nach scheint es aber so, dass irgendjemand an einem riiiiiiiiesen joysick sitzt, und seinen spass daran hat, die lemminge zu steuern....

hierzu eine gedächtnisstütze:

http://www.amazon.de/Selbst-denken-Eine ... ber+denken" onclick="window.open(this.href);return false;

lg Rich
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Bambi
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Re: Advent, Advent...

Beitrag von Bambi »

Hallo Richard,
ich wage die Prognose, daß die sich hier über jemanden geärgert und noch nicht mitbekommen haben, daß der inzwischen seinen Hut genommen hat.
Schöne Grüße, Bambi
\'Find me kindness, find me beauty, find me truth\' (Dreamtheater \'Learning to live\')
Tip: http://www.morow.com" onclick="window.open(this.href);return false; (fantastisches Progressive Rock Radio)
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Richard
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Re: Advent, Advent...

Beitrag von Richard »

hallo bambi,

nö, der alte war schon geschichte als er noch seinen senf verdrückte...wir haben auf whatsapp umgeschwenkt, deshalb ist es hier ruhiger.
wollte aber trotzdem das forum wieder ein wenig beleben, da ich nicht immer mit dem handy online sein möchte.
das alte schreiben, - wie briefe früher gefällt mir besser, als alles in echtzeit zu erfahren....das warten und geduldig sein, bis das gegenüber mal antwortet hat etwas viel tiefsinnigeres für mich als das ständige hinundher geschreibe auf den smartphones...

aber ich bin ja weltfremd, wie man mir öfter attestiert....obwohl das ja nicht geht, bin ich doch auch weltbewohner....ich bin eher realitätsfremd, das gefällt mir schon besser...

wünsche ein gutes nächtle
liebe grüße aus dem windig böhigen wienerwald
Richard
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Knacki
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Re: Advent, Advent...

Beitrag von Knacki »

Richard hat geschrieben:wir haben auf whatsapp umgeschwenkt, deshalb ist es hier ruhiger.
Das ist aber schade, weil ich eure Beiträge immer sehr gerne gelesen habe. :(

Gruß
Knacki ... immer noch ohne Smartphone
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Re: Advent, Advent...

Beitrag von Dooneera »

Das geht mir genau so!!!! Also, ich vermisse die österreichischen Beiträge!
Wenn Ihr meine Malerei anschauen wollt, dann bitte hier
https://www.facebook.com/Iris-Pastellma ... 280335869/" onclick="window.open(this.href);return false;
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Bambi
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Re: Advent, Advent...

Beitrag von Bambi »

Hallo Richard,
dem Statement meiner Vorschreiber kann ich mich nur anschließen! :shock:
Schöne Grüße, Bambi
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sittich
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Re: Advent, Advent...

Beitrag von sittich »

Gumorgen
Danke euch, dass ihr mich erinnert habt, dass eigentlich ja hier unser Interessensschwerpunkt sein sollte. Fast hätt' ich geschrieben, "Mittelpunkt des Lebensinteresses", aber das ginge dann doch zu weit :D
.........................

Ich würd' dann gern unsere ganzen Touren samt Bildern auflisten, die wir als "Wiener Stammi" heuer gemeinsam gefahren sind. Der Sommer war traumhaft, da war was los und das schweißte uns als Gruppe ganz schön zusammen. :prost:
.........................

Der Termin bei Richards Ernstbrunner Kugeln ist fix!

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An liab'n Gruß von z'haus
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Schimmel
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Re: Advent, Advent...

Beitrag von Schimmel »

Da ich es als Halbösterreicher :hmm:
dieses Jahr nicht geschafft habe euch zu besuchen :cry:
hoffe ich das es nächstes Jahr klappt.
Vielleicht nehmt Ihr mich ja mal mit auf Tour.
Straße oder Gelände :moto:
Gegen Offroad und Schotter habe ich nix:
Auch wenn es keine Big ist.
Gruss Schimmel
Das Leben ist zu kurz um vernünftig zu sein!
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Richard
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Nikoloausfahrt

Beitrag von Richard »

...hab heut mal das geniale Wetter genützt und den Nikolo nach Hause begleitet.... :)

Hier im Wienerwald ist zur Zeit die Wetterscheide zwischen städtischer Nebelsuppe und, - wenn man ein paar Meter an Höhe gewinnt - bestem Sonnenschein und Blauem Ausflugswetter...ideal um dem ganzen Weihnachtsrummel zu entfliehen und in die frisch gepflügten Acker zu abzubiegen...

auch wenns hier etwas stiller geworden ist....hier einmal eine Impression meiner Nachmittagsidylle...

lg Richard


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Bild
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Jahresrückblicks-Palaver

Beitrag von Richard »

Dank Lamberts Reservierung und Rundumruf gibt es morgen Dienstag 15.12. ab 20:00 Uhr ein Großes (Big) Palaver.

Ort: brigittenauer Stadl. (http://www.brigittenauerstadl.at" onclick="window.open(this.href);return false;)

Bärtige wie glatte gleichsam willkommen..! :D

Lg Rich
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abstinetzler
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Re: Jahresrückblicks-Palaver

Beitrag von abstinetzler »

Grüß euch(?)-dich Richard!
wenigstens einer der sich hier noch gelegentlich einbringt,auch ich ziehe "briefe" dem smartphone vor und warte immer noch geduldig auf deinen sommerurlaubsbericht :roll:
vielleicht komm ich heute einen sprung vorbei(weit hätt ichs ja nicht)obwohl seit 03.50 tagwache und diese woche zeitiges aufstehn nötig :(
wenn dann treffen wir einander im nichtraucherbereich :lol:
liebe grüße,bis später(?) martina
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Richard
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Re: Jahresrückblicks-Palaver

Beitrag von Richard »

hallo stammi...

wir hatten gestern ein fürstliches Mahl...reichlich von allem, inkl. nuss und schoko palatschinken und eine chremeschnitte vom feinsten xxl kaliber...
liebe grüße an alle die da waren und die daheimgebliebenen....und an martina ein aufrechtes Danke für Damenspende (!)

lg RIch
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Neetro
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Re: Jahresrückblicks-Palaver

Beitrag von Neetro »

Schliesse mich an und bedanke mich für Gesponsortes :)
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sittich
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Re: Jahresrückblicks-Palaver

Beitrag von sittich »

Servas

Jo, sehr gemütlich war's wieder mal. An unserm Benehmen sollten wir noch feilen, aber das Lokalverbot ist vorerst ausgesetzt :D

Bild
Schimmel hat geschrieben:Vielleicht nehmt Ihr mich ja mal mit auf Tour.
Straße oder Gelände :moto:
Gegen Offroad und Schotter habe ich nix:
Auch wenn es keine Big ist.
Gruss Schimmel
Jo gern bist willkommen. Und Schotter haben wir genug, so ab 60 Km von Wien weg gibt's die ersten unbefestigten Straßen. Dort mißtraut man neurartigen Belägen wie Beton und Asphalt noch ziemlich.

Gruß von daham
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Richard
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wie versprochen - teil 1 meiner reise in den süden

Beitrag von Richard »

....hier also wie längst versprochen, meine gedanken zu einer meiner sommerausfahrten in den süden kärntens und sloveniens....teil 1 ...teil 2 folgt ...

viel spass beim lesen, Richard :hmm:


...Zugegeben, mein Ausflug zum Rossegger Haus und die wunderschöne Weiterfahrt über die Gans Alm haben mich inspiriert. Das passiert mir ja laufend, dass mir ein Gedanke, ein Geruch, ein flüchtig erhaschter Blick nach etwas Augenfälligem, etwas Gelesenem zumeist wohl, im inneren auskeimt, langsam sprosst, sich verwurzelt, Fuß fasst und dann austreibt und zur unverdrängbaren Sache wird, deren ich mich dann annehmen muss.

So war es auch mit der Idee, über die BIG schnell ein gründliches Service ergehen zu lassen, - zum Pickerl (Jahresüberprüfung) muss ich sowieso noch, - um im Anschluss die K60 noch für eine knappe Woche Alpenstraßen durch Slowenien/Kärnten/Italien zurechtzuschnitzen, um sie dann, zufrieden und bedenkenlos gegen neue TKC80 einzutauschen. Zudem war der Mangart und das Soča Tal in Slowenien wieder mal im Kopfkino. Der genial prognostizierte Bergwetterbericht machte die Reiseplanung dann sehr einfach:
Ich bin da ganz bei der 3 T-Shirt Variante, d.h. 12-15 Kilo Gesamtgepäck samt Werkzeug und Kaffemaschine. Schlafen kann ich ja, dank der geographisch glücklichen Lage meines Elternhauses in Kärnten, extrem zentral, und zu allen dort geplanten Touren vor der Haustüre starten.

Somit ging alles sehr flott. Zwei GIVIS aus dem Keller sind schnell an den Kofferträgern verklickt, der BIG Werkzeugsatz samt Kupplungszug, Reservehebelein, und den eh allseits bekannten Kleinkram für Reparaturen aller Art in die eine Kofferseite, Proviant, Wasser, Stativ, Kaffeemaschine, Servietten, Sitzdecke und iPad in die Andere. Alles Weiche zum Anziehen in die wasserdichte Rolle und quer hinten drauf gegurtet. Die Tagesetappen werde ich sowieso mit einem GIVI als Topcase fahren, auch wenn’s optisch ein Graus ist, aber in den Bergen hab ich immer gerne ein paar Teile mit. Wenn auch nur für die Anderen, wie sich später wieder einmal bewahrheiten wird. Aber auch das zählt am Ende.

So vorbereitet, erwache ich am Dienstag, ziehe mir bei 28 Grad Morgentemperatur die volle Montur mit Turtle an und starte zur Tankstelle. Alles Planmäßig. Um 10:07 Uhr geht’s los. Ziel ist Kärnten, genaugenommen Völkermarkt, wo ich meine Kinder- und Jugendjahre verbrachte.

Es ist ein herrliches, ein allumfassendes Gefühl, fast wie verliebt sein in den ersten Tagen, wenn noch das Unbekannte, das es zu erobern gilt, ganz neu und voller Hoffnung liegt, und einem den Glauben lässt, es ginge ewiglich so weiter…. Wie schön ist es doch, eine geplante Reise anzutreten, den Tank voller Sprit, den Kopf voller Ideen, alles ist noch vorne, im Unbekannten, im Füllhorn der Abenteuerbibliothek, das nur wartet, nach und nach geöffnet zu werden, um Realität werden zu können.

Ich schalte die Gänge durch, wieder vorbei am Wienerwaldsee, und lasse das landschaftliche Idyll meiner neuen Heimat, das ich so liebgewonnen hab, für ein paar Tage rechts liegen, ertappe mich dabei mit der linken Hand die linke Tankflanke zu liebkosen, wie bei einem Pferdeausritt, wo man sanft über des vertrauten Reittieres Fell tätschelt und so beruhigend und anerkennend Zuwendung und Respekt zum Ausdruck bringt. Die BIG ist kein knackfrischer Rappen mehr, zwar gut im Schuss, aber mit den 95Tausend auf der Uhr fliegt in jeder fernen Fahrt auch ein kleinwenig Wehmut und Sorge um ihrer Gesundheit mit auf die Reise.

Um es gleich vorwegzunehmen, - es sollte ihr nichts geschehen! Mit Erfahrung und guter Laune bringt mich mein schwarzes Ross heil und voller neuem Tatendrang wieder nach Hause, und fast scheint es mir, und das Gefühl macht sich in den nächsten Tagen mehrmals breit, als dass Vergaser und Luftfilter meine Endorphine spüren, und ganz selbstlos diese Emotion der bevorstehenden, gemeinsamen Entdeckungsreise mit mir teilen, und fortan in optimiertester Manier dem Einzylinder füttern. Er schnurrt, er faucht, er züngelt. Er freut sich auf die Reise wie ich als kleiner Bub auf den lange gewünschten Baukasten vom Christkind.

Wir sind eins! – Aber ganz der Reihe nach:

Zufrieden sitze ich lächelnd, mit Jethelm und Sonnenbrille, dicker Schicht Sonnencreme auf Nase und Wange und ziehe gemächlich durch den morgendlichen Wald. Die Kühe auf der Anhöhe um Hochrotherd blicken kurz auf, als sie mich sehen, lassen dann aber ihre Blicke wieder auf die Weide wandern, um im verdorrten Gras noch ein wenig Grün zu finden. Es hat ewig nicht geregnet, und mein Wunsch dass dies noch ein paar Tage so bleiben möge wird sich erfüllen.
Meine Reise nach Kärnten führt mich durch die Tiefen des Wienerwaldes, über Klausen-Leopoldsberg, meine Nachbargemeinde, ein schicker Vorort Wiens mit ländlichem Charakter, Pferdekoppeln und Weiden, viel Grünfläche aber auch ein paar dieser Schicki-Micki Hütten jener Neureichen, die überall versuchen mit ihren immer selbigen Architekten mir den Begriff „Haus“ neu schmackhaft zu machen, indem sie Wohnkartons bauen, schön schachtelgleich, immer alles symmetrisch und steril, mit lasergeschnittenen Thujen und mindestens zwei SUVs davor.

„schau, schau“ höre ich mich sagen, als ich den Rohbau eines neuen Domizils vor mir sah, der nicht dieser Mode entsprach. Ab und an entstehen doch noch neue Häuser, die mir lieb sind, und auch als „Wohn“Haus Gefallen finden…ich biege ab nach St. Corona am Schöpfl, eine Fahrt durch dichten Wald, am Wegesrand jene gelben Blumen, die mich immer schon fasziniert haben, seit ich Moped fahre, weil sie schier das ganze Motorradjahr hinweg in Blüte stehen, und so viel zur Farbenpracht beitragen, die des Weges wartet. In St. Corona, an der Weggabelung zur Klammhöhe gibt es seit ein paar Jahren einen Kunstschnitzer, nicht so einen, der mit dem Schweizermesser kleine Pfeiferln schnitzt, nein, einen erdigen Typen, der mit der Motorsäge wahre Kunstwerke zaubert, und dann, im fertigen Zustand für ein paar Tage/Wochen am Gehweg vorm Atelier zur Schau stellt. Ich treibe mich oft in dieser Gegend umher, und ich sah dort schon Adler, Bären, Büsten, Sessel, Waschtröge, Tische…wenn wir einander sehen, der Motorsägenschnitzer und ich, dann grüßen wir uns immer, so auch dieses Mal, als ich ihn meinen erhobenen Daumen zusteckte, während die Späne flogen. Was es werden würde konnte man noch nicht sagen, aber gewiss werde ich es am Gehsteig wiederfinden, die Tage.

Vorbei an zwei EMUS, die hier links in der Wiese grasen und ein paar Kamele, welche auch dann und wann aus ihrem Stallungen wanken, wird hier der Wienerwald animalischer als er in Wirklichkeit ist, zieht mein weg weiter über Hainfeld, und, weils ja unter der Woche ist, über die Kalte Kuchl und den Ochssattel nach St. Aegyd.

Die Kalte Kuchl (der Ort heißt in der Tat so, und jeder der hier schon mal im Spätsommer bei mäßiger Bewölkung und leicht gekleidet in Wien los für, um beim dortigen Gasthaus einzukehren, weiß, wo einem der kalte Schauer einholt. Der Name bürgt Realität)

Darüber hinaus ist diese Strecke eigentlich zu meiden wie des Teufels Weihwasser. Es ist das Top Ausflugsziel eines jeden neu gewordenen Bikers. Jede Neuerwerbung auf zwei Rädern wird generell mal hierher gekarrt und zur Schau gestellt. Nicht zu vergessen die Raserkolonnen der Knieschleifer, die hier auf Rundenzeiten sich gegenseitig einen Bonus fahren. Samstag/Sonntag ist da die Hölle. Und eine Sichere Bank für die Freunde mit der Kelle.
Aber heute ist Dienstag, morgens noch dazu, ich säusel mit meiner seriengeauspufften BIG und fahre die Strecke genussvoll, denn zum Fahren ist sie schön, die Gegend, landschaftlich wie auch vom Anspruch her. So einmal im Jahr, im Urlaub, fahr ich hier her, da kann man das genießen. Oben beim Gasthaus im Ort Kalte Kuchl sind kaum Biker, eine Hand voll vielleicht, und so beschließe ich hier einzukehren um zu Mittag zu essen. Die angenehmen Temperaturen hier oben tun gut, die letzen Tage waren eine Qual, kaum weniger als 25 Grad in der Nacht. Ich genieße als Abschluss meines Aufenthaltes hier einen Haider, dessen kaum ehrenwertem Geheimnis wir später in Kärnten lüften wollen.

Als eine Horde BMW GSsn, wahrscheinlich aufgebracht ihrer schiachen Wasser-Tutteln wegen, leicht röchelnd den Berg aufwärts zieht, mach ich mich auch klar, meinen nächsten Abschnitt der Reise anzutreten. Der Plan führt mich den Ochssattel hoch, eine gewundene Passstraße mit ansprechenden Kurven, jedoch mit der Vorsicht im Gepäck, dass jederzeit ein hirnloser PS-Fetischist sein Ego bestätigt haben will, und lärmend, zumeist auch straßenmittig um die Ecke schiebt. Weiter nach Mariazell, einem über die Landesgrenzen bekannten Wallfahrtsort. Hoch oben im Ort thront die Basilika Maria Geburt und dient nebst dem Stephansdom in Wien als wichtigstes Kirchenschiff Österreichs, dem selbst Benedikt XVI 2007 zum 850jahr Jubiläum der Errichtung seinen Besuch zollte. Auch Napoleon war 1805 hier, allerdings unter anderen Gegebenheiten und weniger freundlich. Heute findet sich hier ein riesiger Ramschmarkt rund um die Basilika, der jährlich gute Umsätze mit den Besuchern hier macht. Selbst die Pissbuden sind dem Wucher zum Opfer gefallen und zeugen einmal mehr, dass dem Vatikan selbst der urethrale menschliche Auswurf nicht zu schade ist, um damit Kohle zu scheffeln.

Rechts im Blick die Basilika, ziehe ich unterhalb des Ortes vorbei biege zum Erlaufsee hin ab, einem idyllischen Bergsee, an trüben Tagen ein Taucherparadies, im Sommer feine Abkühle für Besucher aus dem nahen Umland. Feinstes Trinkwasser, klare Sicht bis an den Grund, zumindest soweit das Auge imstande ist ihn zu erahnen, laden zum Baden, flanieren, zum Eis essen oder zum Bootfahren ein. Oder einfach zum müßiggehen, die Landschaft hier einatmen, sie zu fühlen mit allen Sinnen. Eingebettet in einen Rahmen aus Bergen liegt der See verschlafen und langsam, während ich im Schritttempo am Ufer entlang rolle, beginnt sich gemütlich Leben am Strand zu entfalten, denn erste Sonnenhungrige und Badegäste breiten ihre Handtücher zum Verweilen in den ufernahen Wiesen aus.
Über das bestens ausgebaute Zellerrain, Langau und Maierhöfen geht es nach Lunz am See ins niederösterreichische Mostviertel. Hier in Lunz wurde 1932 die tiefste je in Mitteleuropa gemessene Temperatur von minus 52,6 Grad Celsius gemessen, und heute noch wird im Winter bei den Radionachrichten der Wettertemperaturen, jene von Lunz am See als Referenz für Kältepole in Österreich vom Radiosprecher gerne durchgesagt. Heute ist davon nichts zu bemerken, mein Sonnenschutz im Gesicht gehört erneuert, und ein guter halber Liter feines Hochquellwasser plätschert durch meinen Hals und kühlt das System von innen.

Der geplante Weg sollte über Göstling nach Palfau und dann über den Erzberg nach Trofaiach bei Leoben führen, aber bei Göstling zwingt mich ein wenig wortgewaltiger Straßenarbeiter zu einer Umleitung über Weyer. Ich folge einem waghalsigen LKW Sattelzug, der jede Kurve schneidet und mir das Überholen echt wenig schmackhaft macht, zumal er mir in jeder Rechtskurve mit den Rädern des Auflegers den Grind des Banketts in den Jethelm schleudert. Der Sand den er geladen hat ist wie ein Peeling, fast schon schmerzhaft, und ich vergrößere den Abstand und genieße die Wiesen und die Windungen der nahen smaragdgrünen Ypps, wo auf warmen Schotterbänken hie und da ein paar Badende und Sonnenhungrige zu sehen sind. Als der ambitionierte LKW Fahrer endlich abbiegt, gewinne ich eine freundliche Einheimische im Austausch, die mir alsdann den Weg vorfuhr, als seinen wertvollen Ersatz, nicht ohne aber dass die Fahrerin mein Leid des Peelings und des Staubes des vorangefahrenen LKW bemerkt hat, denn als Ausdruck ihres Bedauerns und ihres Mitgefühls sogleich damit begann, reichlich von ihrem Scheibenwasser direkt über ihr Autodach in mein Gesicht zu sprühen, als dass sich der Staub von meinem Antlitz lösen möge. Mit einem Handzeichen bedanke ich mich freundlich beim Überholen und wische mir den brennenden Apfelgeruch der Scheibenlauge aus den Augen. Wie würde ich mir jetzt eben den dekadent mit Wodka gefüllten Scheibenwaschtank eines Freundes´ Chevy gewünscht haben…


Man kann nicht alles haben. Ich bin ja gesegnet mit der Strecke nach Weyer. Kein Mensch fährt hier heute, alles meins. Ich treibe die BIG behändig den Berg empor, der Asphalt ist erstklassig, die Kurvenradien liegen mir und ich frohlocke der ungeplanten Abweichung der Route. Man kann noch so gut planen, das Unvorhergesehene ist der Reiz, das Salz, die Essenz, die das ganze Menü köstlich abstimmt.

Konzentriert ob der sich neu und plötzlich aufgetanen Straße nach Weyer erreiche ich den Ort quasi aus dem Hinterhalt und stehe plötzlich auf der Hauptstraße. Hier ist gerade Wochenmarkt, und ein vertrautes Gebilde an Standeln und Buden und Bauersleuten und Menschen welche die dargebotenen Waren beäugen, wie ich sie von meiner Kinderzeit in Kärnten her kenne, lassen meinen Puls, der gerade ob der etwas flotteren Fahrt gestiegen war, wieder fallen. Gemütlichkeit liegt hier in der Luft, aufeinander zugehen, plaudern mit den Nachbarn und Marktbesuchern, - hier spürt man eine Verbundenheit im Dorf, vielleicht trügerisch, aber die Grundmusik die hier in der Luft singt, ladet zum verweilen ein.

Die warme Luft hier im Ort, kaum ein Lüfterl weht, lässt meinen Wunsch wieder in höhere Gefilde zu fahren, schnell siegen, doch nicht zu verweilen, sondern in Richtung Kalkalpen abzubiegen. Von dort soll die Reise weitergehen, zuerst entlang der Enns, die hier eine tiefe Furche durch die Scholle gräbt, dann weiter über Hieflau, der Eisenstraße folgend zum Erzberg, wo ich mir am Rastplatz, welcher auf der Anhöhe vis a vis der gewaltigen Eisenerz-Abbauanlage angelegt ist, einen feinen Kaffee gönnen will.

Der Nationalpark Kalkalpen erstreckt sich rechts und links der Einmündung von Weyer kommend auf der B115 und umfasst das Sensengebirge und das Reichraminger Hintergebirge und zählt als Gesamtheit zu den österreichischen Voralpen. Die Hohe Nock mit Ihren fast 2000m liefert dem ganzen Tal ein sehr ehrfürchtiges Schattenspiel, und die Enns, die sich ihre gegrabene Wasserkerbe mit der ebenso gewundenen und beschaulichen Trasse der Eisenbahn teilt, zaubern aus den Wiesen und Wäldern und den Weidenflächen an der Talsohle der Kalksteinberge eine Landschaft die man mehr in Melodien denn in Worten beschreiben kann: Tiefe Bässe von den Tannen und Fichten, hoch droben von den Felsformationen, wo die Baumgrenze mit den Winden und Stürmen der rauen Jahreszeiten Jahr um Jahr sich Meter um Meter Baumbestand abringt, wo schroffe Gesteinsbrocken lauern, um im tosendem Gekrache talwärts zu stoben, untermahlt von zarten Harfentönen, der sich im lauen Wind wiegenden Pflanzenwelt von Farnen und Moosen und Blütenpflanzen die hier in über 1000 Arten gedeihen und wie liebliche Flöten des Weges tirilieren. Auerhuhn, Waldschnepfe, Sperber, Wiesenpieper, Ziegenmelker, - hier ist ein Konzert im Gange, das seines Gleichen sucht. Wohl dem der hier Zeit zum Verweilen findet, und sich der Natur hingibt und lauscht!

„Wer eine Reise tut sollte seine Uhr ins Feuer werfen“ sage ich vor mir her, mich an eine Geschichte Lamberts erinnernd, deren Inhalt Ichs verdanke, dass ich erst gar keinen Zeitzähler mithabe. Aber ich will trotzdem weiter, obwohl ein Abstecher zum Hengstpass und weiter nach Hinterstoder im Schatten des Sensengebirges auch eine immer zu ergreifende Fluchtroute darstellt, und dem Besucher mit Augenweiden an Schönem und Entdeckungswertem Beschenken.
Über die Eisenstraße geht es weiter und hier ist es wie in einer Hochschaubahn, mal rauf, mal geschwungen nach unten, rechts-links Kombinationen, aufdrehen und bremsen, neigen – sich aufrichten, mal gleitend leise, dann wieder fauchend schroff. Die BIG ist in ihrem Element, und ich lasse sie laufen, ziehen, sich ihren Weg finden. Ich bin nur Passagier, halt mich an den beiden Griffen fest und lausche der Gegend, den Gewässern, den Wegen, die sich hier nach allen Kurven in die Hintertäler verlaufen. Hintertäler die allesamt auf Zauberstraßen zu entdecken sind, und deren Beschreibungen hier den Rahmen sprengen würde. Im Gesäuse nach Johnsbach, von dort etwas illegal über eine Sonderprüfung nach Radmer….Erinnerungen an Entdeckungsfahrten vergangener Tage lassen mich jenes Glück spüren, das nur Mopedinfizierte erahnen können, die ebenfalls jenen Virus in sich tragen, welcher wohl zeitlebens beseelt von diversen erlebten Abenteuern sich immer neu erfindet.
Zum Glück fährt die BIG allein, sie kennt ja den Weg, während ich schwelge und an die ungezählten Male denke, deren ich schon hier war. Die angenehme Temperatur, und die lustige Polizisten-Attrappe die hier in einem Garten steht, mit einer Radarpistole im Anschlag, lässt mich in die Realität zurückkehren, und mein Tempo drosseln. Hier leben Anrainer, und wollen auch ihren Frieden, denn an den Wochenenden wird hier was los sein, zweiradmäßig. Ich schlängele mich weiter und erreiche Eisenerz, jenen Ort am Fuße der Erzberges der seit dem 11. Jahrhundert mit dem Abbau des roten Erzes in Verbindung steht. Neuerer Zeit nach wird hier auch das Erzbergrodeo ausgetragen, ein internationales Endurorennen der Extraklasse, ein Parcours der kaum zu bewältigen ist und selbst die Härtesten der Harten Champions sind hier alljährlich am Limit.

Nach der Ortsdurchfahrt, immer die rötlich gefärbten Abbautrassen links im Auge, erreicht man den Anstieg zum Berg straßenseitig, der über eine gewagte und spektakulär gebaute, sehr langbeinige und hohe Brücke ein Plateau erreicht, auf dem ein gemütlicher Rast- und Parkplatz zum verweilen einladet. Ein Treffpunkt zum Füße und Geist vertreten, um einen langen und genauen Blick zum Erzberg zu studieren, um die Pissbude aufzusuchen, Öl zu kontrollieren, oder auch nur um sich das Rückgrat wieder mal neu zu biegen. Ich wollte einen Kaffee, doch das –zig Jahre alte Rasthäuschen war nicht mehr. Es ist einer Komerzbude gewichen, grässlich billig und wenig heimelig. Helles, billiges Fichtenholz, noch voller Harz, gierig maschinell verarbeitet und schief und ungekonnt aufgestellt, lässt die Hütte nichts Gutes erahnen. Ich gehe zum Ausschankfenster und warte auf eine Bedienung. Keiner ist hier. Endlich kommt Leben in die Bude, und ein unfreundlicher Wirt entgegnet ein schroffes: „Jo?“. „Guten Tag, einen Kaffee, bittgorscheen“, entgegne ich freundlich gespielt, mit zwei Fingern mein rechtes Ohrläppchen reibend, dass immer dann zu jucken beginnt, wenn es mir nicht wohl ist, dabei, bei dem was ich grad mach…
„Kaffee gibt’s kaan, de Maschin is seit zwa Wochn hiiin“ kam es mürrisch und leicht abwesend aus der Bude, „a Cola konnst hoobn, do ist a Koffein drinn!“ ging es belehrend weiter.

Erleichtert konnte ich das Ersatzangebot ablehnen, bedankte mich und ging zurück zur BIG. Mit einem zufriedenen Lächeln, dem folgenden Prozedere frohlockend erahnend kramte ich nach den Schlüsseln der GIVIS, nicht ohne einer gewaltigen Vorfreude in mir beben zu spüren.
Der Koffer sprang auf und da lagen die beiden Freunde beisammen, fein säuberlich in Tücher gebreitet, in einem Stoffsackerl. Ich nahm es heraus und fühlte mich alsgleich wie der frisch geweihte Kaplan einer kleinen Dorfkirche in den Bergen, der zum ersten Mal die Fronleichnamsansprache halten wird, den Kelch nehmend die Worte des ewigen Lebens und des Leibes und der Frucht usw. sprechend, zum allerersten Mal den Messwein in den Becher gießt, um ihn dann, mit Gebet und Segen versehen an die Lippen führt um das heilige Blut einzuflößen…

Ich nahm also Kocher und Kaffemaschine heraus, zapfte etwas Sprit aus dem Benzinhahn in das Tankgehäuse des Brenners, schraubte den Deckel zu, fingerte nach Becher und Kaffeedose und ging in Richtung Wiese. Dort an einem Besucherbankerl mit Tisch werde ich das Prozedere des Kaffeekochens zelebrieren, ein Hochgenuss der Sonderklasse. Unüberbietbar an Genuss, an Freiheit und Lebensenergie, wenn die Espressomaschine mit der Kraft der Flamme zu zischen beginnt, wenn erster Dampf aus dem Ausschenkschnabel entweicht und dabei würzigen Kaffeegeruch verbreitend, die Umgebung mit Röstaromen schwängert.
Wie liebe ich diesen Moment. Wie einfach, wie gerade doch die Welt funktioniert. Und wie wenig man benötigt, um diese Erkenntnis zu spüren. Ein Kaffeehäferl in der Hand, mit dem Zeigefinger im Henkel, drinnen das schwarze, pure, echte Gold.

Warm. Stark. Echt. Fast wie Cola.

Zufrieden trinke ich aus, spüle am nahen Brunnen das Geschirr, und gib der BIG den Restbenzin zurück in den Tank. „Bittgorscheen“ höre ich mich schmunzelnd und den Blick zurück zur Fichtenhütte gerichtet, sagen, bevor ich Helm und Brille wieder zurechtrücke und mich auf den Weg weiter des Weges mache.
In meinem Kopf entstehen laufend Bilder, immer wieder aufs Neue, wie in einem Kaleidoskop, gemischt aus lang Erlebtem, von Neuem, von Gelesenem, von der Idee die ich grade verfolge, von Geschichten, die mit dem gerade gesehenen verwoben sind. Beim Ausfahren aus dem Parkplatz der Erzbergraststelle ist es Michael Ende, der mich besucht, genaugenommen Jim Knopf mit dem ich zeitlebens ich ihn gelesen habe, mich immer sehr verbunden fühlte. Oft wenn trauriges in mir quillt und meine Emotionen mich festhalten denke ich mich nach Lummerland, und rette einmal mehr die elfenschöne Prinzessin Mandala aus den Fängen des Drachen Mahlzahn…..Michael Ende fand ich immer genial, und ihn als Schreiberling für Kinder zu bezeichnen, eine Auszeichnung allerhöchsten Ranges.

Oben am Passrücken des Präbichl, wenn die dunkle Geschichte aus den letzen Tagen der NS-Schreckensherrschaft mich einholt, ist es gut einen Kindergeschichtenerzähler als Freund mitzuführen, der Mut und Zuversicht im Gepäck dabei hat, um den Weg der Verzweiflung, der Angst, des Leides und des sicheren Todes jener Menschen ertragen zu lindern, die hier von den nagelgestiefelten Schärgen des 3. Reich Regimes in den Tod getrieben wurden. Auch wenn es manchen nicht in einem Reisebericht passt, und es muss ja auch mal Schluss sein mit dem ewigen Gedenken, werde ich nicht still sein. Nein, ich werde schreien, immer wieder und laut, solange meine Stimme mich trägt. Niemals wieder! Gerade in den heutigen Tagen, wo wieder Menschen wider ihren Willen ihre Heimat verlieren und vertrieben werden ist eine laute Stimme das Mindestmaß an Menschlichkeit. „Niemals wieder!“

Diese Gedanken sind nicht neutralisierbar, verdrängbar bestenfalls ein wenig nur, und ich konzentriere mich auf das Fahren, runter des Berges, vorbei am Schigebiet unter der Lifttrasse der Sesselbahn durch. Leidig liegt es da, das Pistenparadies im Sommer, nichts deutet auf die Schneepracht hin, die hier in ein paar wenigen Wochen die ganze Landschaft in dickes Weiß packen wird. Die BIG läuft ruhig, ich lass sie ziehen, überhole ein paar LKW und erreiche erst Vordernberg, dann Trofaiach.

In St. Michael beschließe ich kurzerhand auf die S36 Schnellstraße aufzufahren, wohlwissend dass ich Revoluzzergleich ohne Vignette da ein Risiko eingehe, meine Reisekassa unnötig zu belasten. Ich riskiere und gebe mir die 20 km nach Zeltweg den nötigen Wind ins Gesicht und Hirn, um meine Stimmung wieder auf Urlaub zu heben, auf Berge, blauen Himmel und Federwolken. Der Einzylinder macht sich eine Freude und reinigt seine Brennkammer bei gut 4500U/min Dauerlauf und ich surfe im Verkehr am Rande zum Pannenstreifen. Alle überholen mich!

Die Abfahrt nach Zeltweg darf man hier nicht unterschätzen, das ist eine 180 Grad Kehre, fein enger werdend mit richtig Bitumenwürsteln entlang der Ideallinie…..im Laufe meiner Motorrad Jahre hab ich hier schon ordentlich feuchte Hände bekommen, besonders mit der Harley….

Dieses Mal ist alle perfekt, vor mir ein Holztransporter welcher ganz behäbig die Haarnadel zirkelt. Ich tuckere hinterher, genieße wieder die Langsamkeit, die einem ja gleich abhandenkommt, selbst wenn man nur 20 km auf einer Autobahn dahin rollt. Dem Holzgeruch folgend geht’s weiter über Zeltweg und Eppenstein nach Obdach, dem Sägewerkparadies der Steiermark. Ein Holzwerk nach dem Anderen gibt sich hier das Stelldichein und der ganze Graben des engen Granitzentales duftet nach frischem, kräftigem Sägemehl.

Über den Obdacher Sattel geht es hinunter in das angrenzende Lavanttal, wo auch die Landesgrenze zwischen der grünen Steiermark und dem, ja, farbtechnisch schwer zu beurteilenden Kärnten liegt. Schwer zu beurteilen auch deshalb, weil ich hier geboren wurde, und weil es meine Seele schwer macht, mein schönes, mein so wunderbares Land, versumpfen zu sehen. In den letzen Jahren wurde hier vieles sehr auf die Probe gestellt, auch die Menschen, die langsam, aber mit bäuerlicher Beharrlichkeit die Tragweite der politischen Tristesse vergangener Jahre hier zu verstehen lernen.

Rechter Hand geht der Wegweiser in Richtung Zirbitzkogel, zu den Seetaler Alpen, die mit ihren fast 2400m einiges an Wander- und Klettererfahrung abverlangen können, und wohl auch auf Grund der unzähligen Pflanzen und Tieren die hier beheimatet sind, seit ein paar Jahren als Europaschutzgebiet ausgewiesen sind. Die Waldheimhütte ist so ein Ziel, auf über 1600m, das in den vielen Jahrzehnten in denen ich hier schon vorbei fahre, immer eine Idee blieb, bei der Rückkehr aus Kärnten zurück nach Wien, als Ziel, als Abstecher zu dienen. Und nie hab ich es gemacht. Ich ertappe mich in Wehmut, diesem Versäumnis dieses Mal keine weitere Chance zu geben und schwöre mir, hier hinauf zu fahren, am Heimweg. Komme was wolle.

In meinen Gedanken fahre ich schon den Weg in Richtung der Hütte, doch in der Realität steuere ich meinen Schwarzen Rappen den Berg hinunter nach St. Leonhard. An der Abzweigung zum Klipitzthörl hab ich auch schon die Rückfahrroute im Kopf, die ich einschlagen werde, wenn ich aus den Bergen Sloweniens und der Julischen Alpen wieder zurück fahren muss. Hier, aus dieser Straße, die nun im rechten Winkel von mir weg biegt, werde ich in ein paar Tagen herausfahren, und den Zirbitzkogel erkunden. Zum ersten Mal. Die Vorstellung diese Fiktion jetzt schon vor meinem geistigen Auge zu haben ließ mich schmunzeln, gab mir aber auch jene kraftvolle Zuversicht, dass ich hier mit Bestimmtheit gesund und knochenheil des Weges fahren werde. Ein schöner Gedanke, wie ich finde, und ich gebe Gas um der gewundenen und bestens angelegen Straße nach Wolfsberg zu folgen. Noch etwas mehr als 30 km trennen mich von meinem Elternhaus, wo ich heute Nacht in einen tiefen, einen vertrauten und erholsamen Schlaf fallen werde, einen Schlaf welcher voller Tageseindrücke, gefüllt mit Gerüchen, Gedanken und Gefühlen versinken wird, in eine Schwerelosigkeit aus Erschöpfung vom Fahren, Glückseeligkeit des guten Ankommens wegen und letzten Endes aber der kindlichen Erinnerung an die gesamte Umgebung meines Aufwachsens und Gedeihens. Heute Nacht kann ich mein Bündel hier niederlegen, an meinem alten Bett, am Ende der Welt.

Es ist herrlich, fast wie als Kind, unbeschwert und federleicht in vertrauten Gemäuern aufzuwachen, und vor dem Fenster eine atemberaubende Kulisse an Sonnenaufgang und Bergen vorzufinden. Ich stehe am Küchenfenster und blicke voller Faszination nach Süden, zu den Karawanken, der nahen Petzen, an deren Flanke ich heute noch empor klettern werde mit der BIG, als Aufwärmübung, um dann durch die Schluchten und Gräben der landesgrenzen bildenden Berge um die Steiner Alpen zu zirkeln, und der Panaoramastraße des Paulitschsattels zu folgen. Hier hat es, so die Sage, schon immer Drachen gegeben. Vorfreude keimt aus mir und ein Lächeln begleitet mich während ich meine Habseligkeiten für den Tag vorbereite, während ich mir den Drachen vorstelle, der in Slowenien in einer der vielen Höhlen seine Landbewohner vor fremden Gefahren beschützt.

Mein Frühstück gönne ich mir in einem nahegelegenen amerikanischen fastfood Laden. Ham and Eggs sind gerade gut genug, um es mit dem sagenumwobenen Monster aufnehmen zu können. Man weiß ja nie.

Hier, nahe Griffen starte ich also in den jungen Tag. Angenehme, noch kühle Luft im Helm macht frische Gedanken und einen wachen Blick voraus. Die BIG stobt Richtung Süden, den feinen Kurven des Weges folgend hinunter zum Flussbett der Drau. Hier überquere ich das Kraftwerk Edling, und im feinen, dünn aufsteigenden Nebel des noch kalten Wasserdampfes des Stausees fällt mein Blick zurück, flussaufwärts der Drau, wo sich die noch tief stehende Scheibe der Morgensonne ein funkelndes Bad nimmt........

...fortsetzung folgt...

lg Rich
außerdem neben der BIG (SR 43, Bj.94, 120tkm!!) noch in der Garage:

Suzuki GS 1000 L Bj 79, 45tkm
HD E-Glide Police FLHTP Bj 07, 80tkm
BMW GS 1150 ADV Bj 02, 120tkm
und einen OBERLIGA Klasse 99er Kawa W650 Scrambler 38tkm
sowie eine C4 Corvette Cabrio
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sittich
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Re: wie versprochen - teil 1 meiner reise in den süden

Beitrag von sittich »

Servas
Richard hat geschrieben:..ertappe mich dabei mit der linken Hand die linke Tankflanke zu liebkosen, wie bei einem Pferdeausritt, wo man sanft über des vertrauten Reittieres Fell tätschelt und so beruhigend und anerkennend Zuwendung und Respekt zum Ausdruck bringt.
Okei, jetzt is' ma a bissl leichter und i' bedank mi' bei dir, Richard. Bei aller Offenheit hier im Forum - das hätt' ich mich net zu schreiben gewagt. Net als Erster. Aber jetzt, in deinem Windschatten - jo, auch ich tu's! Alle vollen 1000 Kilometer sowieso, a bissl steh'n bleib'n, um's Motorrad geh'n, mit nachdenklicher Zufriedenheit Tank und Scheinwerfer streicheln ---- aber auch manchmal während der Fahrt nach fahrerisch besonders anspruchsvollen Strecken. Oder wenn solche bevorstehen, dem Tank mit den Knie'n "die Fersen geben", weit nach vorn rutschen, "jetzt geht's los Mädel, zeig was du kannst!" Ist das krank? Wenn ja - bitte mehr solcher Krankheiten und mögen sie die einzigen bleiben.

Richard hat geschrieben:.. Die BIG ist in ihrem Element, und ich lasse sie laufen, ziehen, sich ihren Weg finden. Ich bin nur Passagier, halt mich an den beiden Griffen fest und lausche der Gegend, den Gewässern, den Wegen, die sich hier nach allen Kurven in die Hintertäler verlaufen..
Das musste ich mit der BIG erst lernen, sie einfach rennen zu lassen. Da hatte ich anfangs große Schwierigkeiten, dem Ding zu vertrauen, ob es weiß, was es tut. Ich war die Kuschelweichen vom Schlag einer Domi gewohnt, die sich sofort seidenweich fügt und jedes Rotzaufziehen als sofort auszuführenden Befehl interpretiert. Brav und ohne Charakter. Während die BIG - "immer wieder Strecken als Passagier", wie du richtig sagst.
Richard hat geschrieben:.. Auch wenn es manchen nicht in einem Reisebericht passt, und es muss ja auch mal Schluss sein mit dem ewigen Gedenken, werde ich nicht still sein. Nein, ich werde schreien, immer wieder und laut, solange meine Stimme mich trägt. Niemals wieder! Gerade in den heutigen Tagen, wo wieder Menschen wider ihren Willen ihre Heimat verlieren und vertrieben werden ist eine laute Stimme das Mindestmaß an Menschlichkeit. „Niemals wieder!“..
Es passt immer. Gerade jetzt, wo sie schon wieder marschieren. Und sie marschieren nicht zuletzt deshalb, weil immer mehr meinten "es muss ja auch mal Schluss sein mit dem ewigen Gedenken". Seit 2000 Jahren gedenken wir ja auch zu Ostern eines Revolutionärs, der für seinen Widerstand gegen eine Besatzungsmacht an's Kreuz geschlagen wurde. Was man dann aus seiner Geschichte gemacht hatte - er würde vermutlich speiben, die nächsten 2000 Jahre lang.
Richard hat geschrieben:.. Die Abfahrt nach Zeltweg darf man hier nicht unterschätzen, das ist eine 180 Grad Kehre, fein enger werdend mit richtig Bitumenwürsteln entlang der Ideallinie…..im Laufe meiner Motorrad Jahre hab ich hier schon ordentlich feuchte Hände bekommen..
Die lernen's nie, ha? Ich bin dort auch schon auf der Gegenfahrbahn links an einem entgegenkommenden Auto am gegenüberliegendem Bankett entlang geschlittert. Die alte Packstraße dito.
Richard hat geschrieben:.. um dann durch die Schluchten und Gräben der landesgrenzen bildenden Berge um die Steiner Alpen zu zirkeln, und der Panaoramastraße des Paulitschsattels zu folgen. Hier hat es, so die Sage, schon immer Drachen gegeben..
Äh ---- also ich bin sicher kein Esoterik-Gucki, aber den Paulitsch solltest mal abends knapp vor einem aufziehenden Gewitter erleben. Da bekommt die Landschaft Farben, die dort eigentlich nichts zu suchen haben - ähnlich wie im Höllental in der selben Wettersituation. Wenn dann so ein Drache daherwatschelt, sich an den Straßenrand hockt und sich mit seinem Feueratem einen Joint anzündet - man ist einfach nicht überrascht.

Danke Richard und i' freu' mi' schon auf die Furtsetzung
An liab'n Gruß und auch von Vani

PS: A paar Fotos warat'n schee'
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Re: wie versprochen - teil 1 meiner reise in den süden

Beitrag von Dooneera »

Das war ein sehr einfühlsamer Bericht, und ich warte schon auf die Fortsetzungen :good:
Ich war ja auch schon mal so ganz grob in Euren Gefilden und habe nur die besten Erinnerungen daran! Mühlviertel, Waldviertel, Kloster Melk und die Fahrt die Donau entlang.......und vorher ging es durchs Gebirge :gps:
Wenn Ihr meine Malerei anschauen wollt, dann bitte hier
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Re: wie versprochen - teil 1 meiner reise in den süden

Beitrag von abstinetzler »

mit einem grinser im gesicht der sich mit einem ehrfurchtsvollem staunen abwechselt,verneige ich mich dankend vor dir richard! :good: :good:
das warten hat sich gelohnt und die vorfreude auf teil 2 macht sich breit! :P
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